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1646 leidet Lingen unter den Geschehnissen des Dreißigjährigen Krieges. Vom Schleifen der Festung vierzehn Jahre zuvor hat sich die Stadt bisher nicht erholen können. Und doch werden in diesem Jahr die Bauarbeiten an zwei stattlichen Gebäuden abgeschlossen, die das Erscheinungsbild Lingens noch Jahrhunderte lang prägen werden. Es sind das Palais Danckelmann und das Drostenamtshaus, später Haus Narjes genannt, gelegen an der Marienstraße / Ecke Lookenstraße.
Die Bauerlaubnis hatte der Magistrat erteilt und beide Häuser zugleich von der Landes- und Türkensteuer befreit. Schließlich war der offizielle Grund für die Errichtung der Häuser durchaus gemeinnützig: Es galt, die hohe Arbeitslosigkeit zu beheben. Tatsächlich aber dürfte auch ein zweiter, inoffizieller Grund eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben: die Rivalität der Bauherren. Der eine, der Landrichter und Gograf Sylvester Danckelmann, stand den Oraniern nahe. Der andere, der Drost Rütger von Haersolte zu Haerst, war der direkte Vorgesetzte Danckelmanns und unterstützte die Republikaner.
Der Drost hatte die Einsetzung eines eigenen Vizedrosten durchgesetzt. Offenbar fühlte sich Danckelmann dadurch gekränkt. Jedenfalls veranlasste er den Bau eines prachtvollen Hofes, des Palais Danckelmann. Der Drost wollte mit dem eigenen Amtshaus nachziehen, doch blieb das Haus an Bequemlichkeit und Ausstattung deutlich hinter dem Palais zurück. Vornehme Gäste der Stadt dürften sich lieber im Palais seines Untergebenen einquartiert haben. Und auch Danckelmann selbst zog es vor, statt im Rathaus im Palais Gericht zu halten. Schließlich wurde Danckelmann nach einem mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt aus dem Amt entlassen.
Der Drost selbst hat im Drostenamtshaus wohl nur selten residiert. Bereits 1651 überließ er es seinem Stellvertreter Dr. Plathe, der dort auch die Besetzung Lingens durch münsterische Truppen 1672/74 erlebte. Ihm folgte in Amt und Wohnung ein gewisser Limborg. 1695 schließlich verkauften die Erben Rüdgers von Haersolte das Haus an den Vizedrosten Lambert Michorius, dessen Familie es lange Zeit in Besitz hielt. 1744 wehrte sich die Familie Michorius erfolgreich gegen eine Nummerierung des Hauses und konnte so der sogenannten Einquartierungslast entgehen, also der Pflicht, durchziehenden Truppen Unterkunft gewähren zu müssen.
1781 war der Regierungsdirektor Dr. Möller Besitzer des Drostenamtshauses. Danach ging es zunächst an den Landrentmeister Strücker, dann an den Oberst James Macrae und schließlich 1813 an den Hotelbesitzer, Bankier und Fabrikanten Ludwig Langschmidt. Von ihm erbte sein Stiefsohn Senator Ludwig Narjes das Gebäude, das als Haus Narjes im Besitz der Familie verblieb.
Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg nicht. Am 5. April 1945 überquerten alliierte Truppen mit Hilfe von Pontonbrücken den Kanal und drangen mit mit Flammenwerfern ausgerüsteten Panzern und Fußtruppen in die Stadt ein. Neben einigen Häusern auf der Lookenstraße wurde auch das Patrizierhaus der Erben Narjes ein Opfer der Flammen.