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In den Tagen um den 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu zahlreichen Protesten, die von der Roten Armee blutig niedergeschlagen wurden. Die BRD erklärte diesen Tag daraufhin zum Nationalfeiertag. In Erinnerung an die Ereignisse hatte die Stadt Lingen am 17. Juni 1956 an der alten Landeszentralbank in der Burgstraße einen Gedenkstein aufgestellt. Er trug die Inschrift „17. Juni 1953. Deutschland ist unteilbar.“
Im September 1990 sprach sich Oberbürgermeister Bernhard Neuhaus für eine Neugestaltung des Denkmals aus und fand im Stadtrat dafür breite Unterstützung. Der Plan: Ein Stück der Berliner Mauer besorgen und künsterlisch mit dem alten Denkmal verbinden. Schließlich symbolisiere die Mauer in besonderer Weise die Teilung Deutschlands.
Nur wenige Tage später, am 26. September, machten sich zwei Mitarbeiter des Lingener Bauhofs in aller Frühe mit einem Kleinlaster in Richtung Berlin auf. Von einer Vermarktungsfirma nahmen sie dort ein Stück der Mauer in Empfang. Es war 1,20 Meter breit, 1,50 Meter hoch und wog immerhin 800 Kilogramm. Der Preis: 4500 DM. Das Geld floss in einen Fonds, mit dem notwendige soziale Aufgaben in der sich in Auflösung begriffenen DDR finanziert werden sollten. Mit dem farbenfroh gestalteten Mauerstück auf der Ladefläche fuhren beide Mitarbeiter zum Roten Rathaus in Ostberlin, wo eine Lingener Delegation, angeführt von Oberbürgermeister Neuhaus und Oberstadtdirektor Vehring, sie bereits erwartete. Danach stand ein Besuch des Roten Rathauses, des Brandenburger Tores und des Reichstages auf dem Programm.
Das Interesse, ein Stück der Berliner Mauer zu erwerben, war in Deutschland erstaunlicherweise bisher eher gering gewesen. Neben Lingen hatte nur eine Stadt in Süddeutschland ein größeres Stück erworben. In den USA und Frankreich war die Nachfrage deutlich höher. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Mauer bis zu gut 80 Prozent abgetragen worden. Der Abriss der innerstädtischen Mauer endete offiziell am 30. November und verschonte lediglich sechs Abschnitte, die als Mahnmal erhalten werden sollten.
Am 3. Oktober 1990 wurde das Mauerstück auf dem Lingener Marktplatz ausgestellt. Danach ging es an die Gestaltung des neuen Denkmals. Über die Presse erging ein Aufruf an die Lingener Bevölkerung, Ideen und Vorschläge einzureichen. Das Mauerstück stand derzeit auf dem Bauhof, konnte von Bürgern, die einen Entwurf beabsichtigten, aber besichtigt werden. Für die Umsetzung wandte man sich schließlich an den Bildhauer Friedrich Kunst. Nun kamen auch erstmals Überlegungen auf, einen anderen Ort für das neue Denkmal zu suchen. Schließlich fiel die Entscheidung, es in die steinerne Mauer im Garten der Justiz einzulassen.
Und so geschah es auch. Als sich der Tag der Deutschen Einheit zum ersten Mal jährte, wurde die neue Gedenkstätte feierlich enthüllt. Vor rund 350 Bürgern sprach erst Oberbürgermeister Neuhaus, dann der stellvertretende Bürgermeister von Marienberg Lothar Mönnig. Er übermittelte die Grüße von Bürgermeisterin Birgit Walther und der Marienberger Bevölkerung und bemerkte, dass sich nach der Wiedervereinigung das Leben der Ostdeutschen total geändert habe. Die Menschen müssten jetzt völlig umdenken.
Bei der Enthüllung des mit einer Deutschlandflagge verdeckten Denkmals kam es dann allerdings zu einem Zwischenfall. Zwei Jugendliche versuchten, ein Transparent mit der Aufschrift „Internationale Solidarität statt deutschem Größenwahn“ über das Denkmal zu werfen. Neuhaus, Vehring und Mönnig zerrissen aber das Transparent und reichten sich danach vor dem Kunstwerk die Hände. Abschließend sangen alle die dritte Strophe der deutschen Nationalhymne. Danach lud die Stadt die Bevölkerung zum Bürgerfest auf dem Marktplatz ein. Es gab Blasmusik und Clowns, Volkstanzgruppen und ein Kinderkarussel. Schließlich, so betonten Oberbürgermeister und Oberstadtdirektor, ist es ja ein Tag der Freude.
Veranstaltungen zum 25. Jahrestag
Anlässlich des 25. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung wird am 3. Oktober 2015 nach einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelisch-reformierten Kirche Lingen (10:00 Uhr) der Fernsehredakteur und Autor Constantin Hoffmann im Ratssitzungssaal des Neuen Rathauses einen Festvortrag halten (11:30 Uhr). Anschließend eröffnet das Stadtarchiv im Foyer eine Ausstellung zum Thema. Um 20:00 Uhr wird ein Großes Sinfoniekonzert im Theater an der Wilhelmshöhe den Tag beschließen.