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Der Erste Weltkrieg wird oftmals als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet. Rund 17 Millionen Soldaten und Zivilisten fanden den Tod. Doch nicht nur Menschen gehörten zu den Leidtragenden des Krieges.
Im Zuge der Mobilmachung wurden auch Pferde ausgehoben. Der Verkauf von als kriegsbrauchbar bezeichneten Pferden wurde entsprechend verboten. Dafür konnten sich die Besitzer für die eingezogenen Pferde eine Entschädigung abholen, in Lingen etwa in der Kreissparkasse. Die Pferdeaushebung für den Stadtbezirk Lingen fand auf der städtischen Bleiche statt. Dann verließen auch sie wie die Lingener Soldaten die Stadt. Über das Schicksal eines Pferdes berichtet ein Kriegsfreiwilliger aus Bawinkel in einem Brief an seine Eltern: „Vor einigen Tagen traf ich unter großem Staunen einen alten Bekannten, nämlich unseren früheren Fuchs, die Nora (Anfang August ausgemustert und nach Wesel transportiert). Sie läuft als Vordersattelpferd vor einer Artillerie-Munitionskolonne (…). Der Reiter sagte, er habe das Pferd Anfang September in Wesel empfangen, sei dann mit dem Tier in Belgien, Russisch-Polen und dann im Winter in den Karpaten gewesen. (…) Ich hätte es gern zurückbehalten.“
Auch Hunde wurden an der Front eingesetzt. Aufrufe, Schäferhunde, Dobermänner, Airdale-Terrier und Rottweiler für den Einsatz als Meldehunde abzugeben, erfolgten auch über Lingener Tageszeitungen. Sie sollten „im Erlebensfalle“ nach dem Krieg an ihre Besitzer zurückgegeben werden. Dass Hunde auch im Sanitätsbereich eingesetzt wurden, demonstrierte der Sanitätshund Hero dem Lingener Landsturmbataillon im Oktober 1915 auf der Kuhweide. Aufgabe des Hundes war es, Männer zu finden, die sich als Verwundete in dem hügeligen und buschigen Gelände niedergelegt hatten.
Für die Nachrichtenbeförderung kamen außerdem Brieftauben zum Einsatz, deren kriegswichtige Funktion sich offensichtlich nicht jedem Lingener Jäger unmittelbar erschloss. Viele Tauben kehrten gar nicht oder mit Schusswunden und zerschossenen Beinen zu ihrem Schlag zurück, sodass der hiesige Militärbrieftaubenverein schließlich eine hohe Belohnung für jeden versprach, der einen Brieftaubenschützen zur Anzeige brachte.
Zu Hause, an der Heimatfront, teilten die Tiere das Schicksal der Menschen. Lebensmittelmangel und steigende Preise ließen auch sie Hunger leiden. Um die wenigen Nahrungsmittel entstand schon bald eine Konkurrenz zwischen Mensch und Tier. Eine der ersten Verordnungen nach Kriegsausbruch war das Verbot, Brotgetreide an Tiere zu verfüttern. Es wurde für menschliche Nahrung benötigt. Die Ehefrau des Kolons Giese und der Heuermann Wellen aus Langen, ebenso das Ehepaar Berning aus Darme und die Ehefrau Tieding aus Brögbern taten dies trotzdem und wurden gerichtlich belangt. Brotgetreide als Nahrung fiel für das Vieh damit weg. Doch auch bei den verbleibenden Futtermitteln – Zuckerrüben etwa oder Melassefutter, wie sie für den Stadtbezirk Lingen beim Mühlenbesitzer Koke erhältlich waren – kam es zu Engpässen.
Nachdem die kriegstauglichen Pferde zur Front eingezogen waren, blieb die Arbeit in der Heimat an den zurückgebliebenen Tieren hängen. Landrat und Magistrat beklagten die schlechte Behandlung der Zugpferde durch die Zivilbevölkerung. „Nicht selten sollen viel zu schwer beladene Wagen selbst bergan fortbewegt werden, wobei noch dazu der Wagenlenker statt abzusteigen, auf dem Fuhrwerke verbleibt und (…) mit der Peitsche auf die Pferde einhaut. Ueberaus tadelnswert erscheint es auch, daß Pferde, oft sogar recht dürftig ernährte und schwächliche, zu übermäßig rascher Gangart angetrieben werden (…). Ferner sind Fälle vorgekommen, in denen Pferde (…) in der rohesten und unbarmherzigsten Weise tatsächlich mißhandelt werden, sodaß sie häufig schwere Verletzungen davontrugen, in deren Folge eine Wiederherstellung der Tiere nicht mehr möglich war.“
Auch das Leben insbesondere der größeren Hunde war nicht leicht. Nicht nur war ihre Ernährung aufwendiger, sie wurden zudem gemäß einer Ende 1914 eingeführten Hundesteuerordnung doppelt so hoch besteuert wie kleine Hunde. Einige Hunderassen konnten als Meldehunde zur Front abgegegben werden. Dies könnte vielleicht auch das Schicksal des städtischen Polizeihundes gewesen sein; seine Position wurde auf Beschluss der Kollegien im März 1916 abgeschafft. Die anderen Hunde mussten, sofern sie zu Hause nicht ausreichend Nahrung bekamen, das Haus verlassen und nach Alternativen Ausschau halten. So häuften sich im Kreis Lingen Fälle, in denen Weidevieh von wildernden Hunden gejagt und gebissen wurde. Mitunter musste Vieh notgeschlachtet werden. Der Landrat hielt die Hundebesitzer entsprechend dazu an, ihre Hunde anzuketten. Frei umherlaufende und wildernde Hunde sollten von Jägern abgeschossen werden.
Die Nahrungskonkurrenz zwischen Menschen und Hunden wird besonders deutlich an einem Zwischenfall, den der Lingener Volksbote eigentlich nur als unterhaltsame Randglosse brachte: „Einen guten Fang machte heute der hier auf Urlaub weilende Landsturmmann H. aus der Bergstraße. Begegnete ihm da auf der Burgstraße ein großer Hund, der erhobenen Hauptes einen in einem Beutel verpackten stattlichen Schinken schleppte. In Begleitung fand sich noch ein kleinerer Köter, der mit sehnsüchtigen Augen und knurrendem Magen gleichfalls an dem leckeren Schmauß teilzunehmen gedachte. Kurz entschlossen zog H. sein Seitengewehr und attakierte den Hund, worauf derselbe unter Zurücklassung der gerade jetzt vielbegehrten Beute das Weite suchte.“
Quellen und Literatur