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Im März 1945 hatten die alliierten Truppen an verschiedenen Stellen den Rhein in Richtung Osten überschritten. Am 28. März gelang dem XXX. Korps der II. britischen Armee der Ausbruch aus dem Brückenkopf bei Rees. Zwei Tage später – am 30. März – begann der zügige Vormarsch nach Norden durch die Niederlande, um über Lingen nach Bremen vorzustoßen. Die dabei eingesetzten englischen Truppen waren eine Panzerdivision (Guards Armoured Division) und zwei Infanteriedivisionen, die 3. und 43. Infanterie-Division. Nach vier Tagen erfolgreicher Kämpfe gegen das II. deutsche Fallschirmjägerkorps erreichten die Engländer bei Nordhorn wieder die deutsche Grenze. Am Abend des 2. April war Nordhorn, das nicht ernsthaft verteidigt wurde, in englischer Hand. Innerhalb einer Woche hatte das XXX. Korps die deutschen Truppen etwa 100 Kilometer zurückgedrängt.[1]
Doch die englischen Soldaten konnten den erfolgreichen Vormarsch nicht weiterführen. Er geriet im Raum Lingen ins Stocken. Vier Tage später, am Abend des 6. April, als die Briten bereits vor Bremen stehen wollten, kämpften sie noch am Waldrand östlich von Laxten, nur wenige Kilometer von der Lingener Innenstadt entfernt. Sie hatten allein drei Tage benötigt, um den heftigen Widerstand der deutschen Truppen in Lingen zu brechen.
An die zahlreichen Opfer unter den Soldaten und der Zivilbevölkerung, die der Kampf um Lingen Anfang April 1945 forderte, wurde fünfzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Lingen in verschiedenen Veranstaltungen erinnert.
Am 1. April 1995 fand in der Aula des Gymnasiums Georgianum eine Tagung mit vier Vorträgen zum Thema „Das Kriegsende 1945 im Raum Lingen“ statt. Am 2. April wurde im Emsland-Museum eine Ausstellung zum selben Thema eröffnet.[2] Ein Jahr später erschien ein Buch über das Kriegsende in Lingen, in dem die vier Vorträge der Tagung stark überarbeitet und ergänzt durch zahlreiche Quellen und Zeitzeugenberichte über die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in Lingen veröffentlicht wurden.[3]
In den vergangenen zwanzig Jahren sind mehrere Publikationen neu erschienen oder zugänglich geworden, die zusätzliche Informationen und Fotos zum Kampf um Lingen Anfang April 1945 enthalten.[4] Sie ergänzen die bisherigen lokalgeschichtlichen Darstellungen des Kriegsendes im Raum Lingen und lassen vor allem die Schwierigkeiten, mit denen die englischen Truppen zu kämpfen hatten, deutlicher erkennen. Eine erneute Beschäftigung mit den Ereignissen bei Kriegsende 1945 im Raum Lingen erscheint deshalb angebracht, auch wenn sich an einigen Stellen Wiederholungen nicht vermeiden lassen.[5]
Nach der Besetzung Nordhorns hatte es für die vorpreschenden britischen Truppen zunächst durchaus günstig ausgesehen. Noch am späten Abend des 2. April gelang es den Aufklärungseinheiten des Household Cavalry Regiments, nördlich von Nordhorn eine intakte Brücke über den Ems-Vechte-Kanal zu finden. Gegen Mitternacht machten sich drei gemischte Kampfgruppen – bestehend aus den Panzern der Welsh-Guards und Infanteristen der Scots-Guards – von Nordhorn aus auf den Weg, um zügig nach Lingen zu fahren. Die Infanteristen saßen dabei auf den Panzern auf und klammerten sich, so gut es ging, fest. Nur die beiden Panzer an der Spitze fuhren allein. Der Kommandeur der Brigade sah eine reelle Chance, die Brücken über die Ems und den Kanal in Lingen handstreichartig zu nehmen; denn der Weg nach Lingen lag offen vor den Kampfgruppen.
Die deutschen Truppen links der Ems befanden sich in Auflösung. Die 7. und die 8. Fallschirmjäger-Division zogen in Richtung Lingen und Bentheim, um sich jenseits der Ems neu zu formieren. Die 15. Panzergrenadier-Division war abgeschwenkt und sollte bei der Verteidigung der Stadt Rheine helfen. Die Soldaten des in den Lingener Kasernen liegenden Unterführer-Lehrgangs verließen ihre Ausbildungsstätte und marschierten in Richtung Bentheim – Schüttorf.
Dennoch war der nächtliche Vorstoß nach Lingen ein riskantes Unternehmen: Es war stockfinster und wolkenbruchartiger Regen fiel vom Himmel. Die Panzer hatten keine Nachtsichtgeräte und waren bei Dunkelheit sehr verwundbar. Der Spitzenpanzer konnte sich nur anhand der Karte und am Schimmer der regennassen Straßen orientieren. Die britischen Panzer begegneten Marschgruppen und Fahrzeugen mit deutschen Soldaten, die über den feindlichen Vorstoß völlig überrascht waren. Der Angriff eines deutschen Panzervernichtungstrupps wurde abgewehrt. Der mit viel Mühe seit September 1944 gebaute Panzergraben zwischen Elbergen und Wachendorf, ein Teil des geplanten „Emswalls“, blieb ohne Wirkung, da die Wachmannschaft nicht mehr dazu kam, die Straße auf Höhe des Panzergrabens zu sprengen.
Kurz nach 3.00 Uhr erreichten die Briten den Ortsrand von Schepsdorf. Als sie in den Ort hineinfuhren, schlug ihnen aus den Häusern beiderseits der Straße deutsches Abwehrfeuer entgegen. Es entwickelte sich ein heftiges Gefecht. Mehrere Häuser an der Straße und auch das Wehrmachtskasino an der Ems, die frühere Villa Windhoff, gerieten in Brand. Während eine Kampfgruppe die Häuser freikämpfte, griffen zwei Züge britischer Infanteristen die Brücke an und überquerten sie trotz der Gegenwehr durch die deutschen Sicherungseinheiten. Diese sprengten die Brücke, als der führende Panzer die Brückenauffahrt hochfuhr, und verhinderten so den Erfolg der Operation. Ungeachtet der Sprengung setzten weitere britische Infanteristen in Sturmbooten über die Ems und verschanzten sich am rechten Flussufer. Es konnten allerdings keine Panzer mehr zu ihrer Unterstützung dorthin überführt werden. Da bei Tagesanbruch die Gegenangriffe immer heftiger wurden, gaben die Briten gegen Mittag den Brückenkopf wieder auf. Ihre Soldaten erhielten den Befehl, sich auf das Westufer zurückzuziehen.[6]
Die Berichte der britischen Militärs sind in diesem Punkt allerdings widersprüchlich: Die Regimentschroniken der Scots-Guards und Welsh-Guards sprechen davon, dass sich die Infanteristen schon gleich nach der Sprengung der Brücke wieder auf das westliche Flussufer zurückgezogen hätten.[7]
Nach Angaben mehrerer Zeitzeugen wurde die Schepsdorfer Brücke am frühen Morgen des 3. April (Osterdienstag) zwischen 4.30 und 5.00 Uhr gesprengt. Das bedeutet, dass zwischen dem Eindringen der britischen Kampfgruppen nach Schepsdorf und der Brückensprengung mehr als eine Stunde verstrich. Über die Gründe für diese Verzögerung kann man nur spekulieren. Tatsache ist, dass zur Bewachung der Brücke auch Volkssturmmänner aus Schepsdorf eingesetzt waren, und man darf zudem davon ausgehen, dass die Schepsdorfer Bevölkerung von einer Sprengung der Brücke nichts wissen wollte. Zeitzeugen berichten, dass einige der als Brückenwache eingesetzten Volkssturmmänner die Sprengung der Brücke verhindern wollten, ein junger Offizier habe aber im letzten Moment die vorher zerschnittene Zündschnur repariert und dabei noch einen alliierten Panzer unschädlich gemacht.[8]
Die Bevölkerung Lingens war in der Woche vor Ostern durch die zunehmende Zahl zurückflutender deutscher Einheiten auf das Herannahen der Front vorbereitet worden. Tagelang zogen abgekämpfte Soldaten durch die Stadt. Sie boten ein Bild des Elends. Jeder Soldat brachte neue Gerüchte mit; überall herrschte nervöse Unruhe. Jedem war klar, dass die Front immer näher rückte.
Der Kampfkommandant erklärte Lingen zur befestigten Stadt und bereitete die Verteidigung vor. Aus den verbliebenen Soldaten in den beiden Kasernen, aus Volkssturmmännern und Flakhelfern sowie den Sicherungssoldaten in Lingen wurden Kampfgruppen zusammengestellt. Sie sollten bei der Verteidigung der Brücken über die Ems helfen. Die Batterien der an den Brücken eingesetzten Flakkräfte wurden durch zusätzliche Geschütze verstärkt. Teilweise hatte man sie zu diesem Zweck aus den über das ganze Stadtgebiet verstreuten, inzwischen aber aufgelösten Flakstellungen herbeigeschafft. Die Pioniereinheiten bereiteten die Sprengung der Emsbrücken bei Wachendorf, Schepsdorf und Hanekenfähr vor, ebenso die der Kanalbrücken.[9]
Es war den höheren Kommandostäben klar, dass die geschilderten Kräfte nicht ausreichten, um die vorwärtsdrängenden britischen Truppen an der Ems aufzuhalten. Am Ostermontagabend (2. April) wurde deshalb das 3. Bataillon (Brandenburg) des Regiments Großdeutschland unter Hauptmann Herbert Schewe aus dem Raum Cloppenburg nach Lingen in Marsch gesetzt. Es bestand aus 7 Offizieren, 51 Unteroffizieren und 460 Mannschaften. Viele der Soldaten hatten nur eine kurze Ausbildung erhalten und waren zwischen 17 und zwanzig Jahren alt.
Die LKWs mit den Soldaten kamen am Morgen des 3. April in Lingen auf dem Marktplatz an, von wo aus sie ihre Stellungen an der Ems zwischen Hanekenfähr und Altenlingen bezogen. Es handelte sich um vier Kompanien, wobei die 12. Kompanie den Auftrag hatte, mit ihren schweren Waffen die 9. bis 11. Kompanie zu unterstützen. Die Soldaten trugen Armstreifen mit der Aufschrift „Großdeutschland“. Wegen ihrer Uniformen wurden sie – wie auch die Fallschirmjäger – von der Zivilbevölkerung oft mit SS-Truppen verwechselt. Auch wenn bei vielen Zeitzeugen vom Einsatz der SS bei Kriegsende die Rede ist, muss deshalb davon ausgegangen werden, dass offiziell keine SS-Einheiten bei der Verteidigung Lingens eingesetzt waren. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass unter den zurückweichenden deutschen Truppen, die um Ostern Lingen passierten, auch versprengte SS-Soldaten waren und davon einzelne in die Kämpfe eingriffen.
Dass das 3. Bataillon Brandenburg unter Hauptmann Schewe zur Verteidigung Lingens herangezogen wurde, ist leicht zu erklären. Das 1. und 2. Bataillon des Regiments Großdeutschland waren bereits bei der Verteidigung der Emslinie zwischen Altenlünne und Rheine im Einsatz. Schewes Truppen sollten diese beiden Bataillone zunächst unterstützen, wurden dann aber wegen des raschen Vorstoßes der Briten nach Lingen umdirigiert.[10] Verwundern muss allerdings, dass das 3. Bataillon Brandenburg bei seinem Verteidigungsauftrag weitgehend allein gelassen wurde. Es wurde weder von Truppen in den Kasernen noch von den zurückflutenden deutschen Einheiten wirksam unterstützt. Die aus dem Unterführer-Lehrgang gebildeten Kompanien waren, wie bereits erwähnt, in Richtung Bentheim – Schüttorf abgezogen worden. Das Sicherungsbataillon 1072, das am Ostersonntag von Nordhorn nach Lingen ausgewichen war, nahm keinen Kontakt zu Schewe auf. Die Abteilung ungarischer Honved-Soldaten, die es im Februar 1945 in die Kasernen nach Lingen verschlagen hatte, erhielt an Ostern einen allgemeinen Marschbefehl Richtung Nordosten.[11] Die aus dem Raum Bentheim zurückweichende 7. Fallschirmjäger-Division bezog zwar östlich von Lingen Stellung und griff auch mit ihrer Artillerie in den Kampf um Lingen ein, sie agierte jedoch völlig unabhängig von Schewe und verfolgte ihre eigenen Ziele. Nachteilig für die Verteidigungsbemühungen Schewes wirkte sich sicherlich auch aus, dass seine Truppe dem II. Fallschirmjägerkorps direkt unterstellt war und somit von den benachbarten Großdeutschland-Bataillonen keine logistische Unterstützung mehr erhalten konnte.[12]
Nach dem Rückzug der britischen Truppen auf das westliche Emsufer sammelten sich die nicht im Raum Bentheim gebundenen Einheiten der Guards Armoured Division, darunter die Coldstream Guards der 32. Brigade, im Raum Lohne. Aufklärungseinheiten schwärmten aus, um vielleicht doch noch eine intakte Brücke für die Emsüberquerung der 3. Infanterie-Division zu finden. Diese war zunächst südlich von Lingen vorgesehen, doch als die Aufklärungseinheiten der Household Cavalry herausfanden, dass die Emsbrücke bei Wachendorf noch intakt war, wurden die Planungen umgestellt. Die Coldstream Guards bekamen um 14.00 Uhr den Auftrag, diese Brücke zu erobern. Die Kampftruppe bestand aus einem Panzerbataillon und dem 5. Infanteriebataillon der Coldstream Guards.
Die Panzer und die Infanteristen bezogen am Waldrand westlich und südlich der Brücke Stellung. Von dort konnte man die deutschen Stellungen am östlichen Ufer gut einsehen. Diese waren in den letzten Kriegsmonaten noch ausgebaut und kurz vor Ostern um zwei Flakkanonen verstärkt worden. Die Brücke war mit mehreren 500-Pfund-Bomben zur Sprengung vorbereitet. An der westlichen Brückenauffahrt befand sich eine drei Meter hohe Straßensperre, von der die Zufahrt blockiert wurde.
Damit die Brücke nicht beim Auftauchen des ersten Panzers gleich gesprengt würde, entschied sich der kommandierende englische Offizier, die Brücke erst nach intensiver Feuervorbereitung anzugreifen. Zunächst wurden die deutschen Stellungen von Lohne aus mit schwerem Artilleriefeuer belegt, dann begannen die Panzer und Raketenwerfer vom Waldrand aus mit dem gezielten Beschuss der Brückenwache. Währenddessen hatte Captain Liddell die 3. Infanteriekompanie der Coldstream Guards an die Brücke herangeholt und rechts und links der Auffahrt Stellung beziehen lassen. Er kletterte unter dem Feuerschutz der Panzer über die Straßensperre und rannte ohne Deckung, nur mit einer Drahtzange bewaffnet, auf die Bomben zu. Unter dem Beschuss der Deutschen durchschnitt er die Zündkabel. Als er bei den letzten Bomben am Brückenende ankam, tauchte ein deutscher Soldat auf und legte auf ihn an. Liddell warf die Zange auf den Deutschen, der völlig überrascht das Feuer einstellte. Er rannte über die Brücke zurück und winkte von der Straßensperre aus seine Leute heran. Kurz nacheinander überquerten die drei Züge seiner 3. Kompanie die Brücke und griffen die deutschen Stellungen an. Schon bald war der letzte Widerstand gebrochen. Nach kurzem Beschuss durch die Panzerkanonen fiel die Straßensperre zusammen, so dass die Panzer folgen konnten. Schnell setzte die ganze Panzereinheit über die Brücke und sicherte den Brückenkopf.
Nach englischen Angaben verloren 45 deutsche Soldaten bei dieser Aktion ihr Leben, zehn wurden verwundet, etwa vierzig gefangen genommen, darunter auch der junge Leutnant, der das Kommando über die deutsche Brückenwache hatte. Als eigene Verluste werden ein Toter und mehrere Verwundete genannt.[13]
Für seinen mutigen Einsatz erhielt Captain Liddell das Victoria Cross, eine der höchsten militärischen Auszeichnungen der britischen Armee. Am folgenden Tag erschien General Horrocks, der Befehlshaber des XXX. Korps, persönlich an der Brücke und beglückwünschte
die Coldstream Guards zu ihrem Erfolg, denn in der Eroberung der Brücke und im geglückten Übergang sah er einen entscheidenden Schritt für den schnellen Vormarsch der britischen Truppen in Richtung Bremen.[14]
Es schmälert den mutigen Einsatz von Captain Liddell nicht, wenn man nach den Gründen fragt, warum er nicht an der Entschärfung der Bomben gehindert wurde oder warum die Brücke nicht im letzten Moment doch noch gesprengt wurde. Zum einen ist es sehr wahrscheinlich, dass die deutschen Stellungen einen Volltreffer erhalten hatten und der Zündmechanismus zur Auslösung der Sprengung dabei zerstört worden war. Für einen Volltreffer spricht die Zahl der deutschen Gefallenen an der Brücke, die allerdings wesentlich niedriger liegt als in den englischen Regimentschroniken angegeben. Anhand der deutschen Kriegsgräberakten im Stadtarchiv Lingen lassen sich 17 Tote im Bereich der Wachendorfer Brücke feststellen.[15] Überhaupt scheinen die englischen Zahlen zur personellen Stärke der Brückenwache stark überhöht zu sein. Es werden sicherlich nicht 150 Verteidiger an der Brücke gelegen haben, wie es an einer Stelle heißt, sondern wohl nur weniger als einhundert.
Interessanter scheint ein anderer Aspekt zu sein. Der junge Leutnant, der die Brückenwache befehligte, lag beim Ortsbauernführer Josef Pott, einem Bruder des damaligen Bürgermeisters Heinrich Pott, in Wachendorf in Quartier. Obwohl er und seine aus verschiedenen Einheiten zusammen gewürfelten Soldaten erst im Februar 1945 an die Brücke verlegt worden waren, haben nach Angaben von Zeitzeugen zwischen ihm und seinem Quartiergeber eingehende Gespräche über die Sprengung der Brücke stattgefunden. Der Leutnant soll sich mit den Wachendorfern einig gewesen sein, auf die Sprengung der Brücke zu verzichten.[16] Auch der Kampfeswille seiner Truppe scheint nicht besonders groß gewesen zu sein. Ein Melder des Lingener Volkssturms, der den Befehl zur Sprengung der Brücke überbringen sollte, traf in der benachbarten Gaststätte „Zur Ems“ mehrere Soldaten der Brückenwache, die sich bereits Zivilkleidung besorgt hatten, beim Kartenspielen. Als er von Bürgermeister Pott, den er über die bevorstehende Brückensprengung informieren sollte, zur Gaststätte zurückkehrte, waren die Soldaten verschwunden.[17]
Wahrscheinlich waren es mehrere Gründe, die Captain Liddell die Arbeit auf der Brücke erleichtert haben. Ausschlaggebend dürfte wohl die durch den britischen Beschuss ausgelöste allgemeine Verwirrung in der deutschen Geschützstellung gewesen sein. Der junge Leutnant von der Brückenwache soll, wie der Nachrichtenoffizier der Coldstream Guards berichtet, bei der Gefangennahme sehr aufgeregt gewesen sein. In der Regimentschronik heißt es: Er war ... sehr mitgenommen und fürchterlich eifrig dabei zu erklären, warum die Brücke nicht gesprengt wurde – es war alles sehr schwierig, er war im falschen Unterstand und konnte nicht in den zurück, in dem der Zündschalter war; als er es endlich doch geschafft hatte, war es zu spät, nichts passierte.[18]
Nach der Sicherung des Brückenkopfes versuchten die Briten noch am Abend, auch die Kanalbrücke in Altenlingen in ihre Hand zu bekommen. Einheiten der 185. Brigade, die im Süden Lingens eine günstige Gelegenheit für einen nächtlichen Übergang über die Ems suchten, wurden nach Norden gezogen und fuhren von der Wachendorfer Brücke aus zügig in Richtung Kanal. Als sie noch hofften, die Kanalbrücke bei Altenlingen unbeschädigt einnehmen zu können, hörten sie um 20.10 Uhr, wie die Brücke gesprengt wurde.
Wurden die bisherigen Vorstöße gegen Lingen von der Guard Armoured Division getragen, so kamen von jetzt an vor allem Einheiten der britischen 3. Infanterie-Division zum Einsatz, und zwar verschiedene Bataillone der 185. und der 9. Brigade. Teilweise mussten diese Einheiten in einem Nachttransport erst noch aus dem Raum Enschede herangeholt werden.[19]
Mit der Überquerung des Dortmund-Ems-Kanals bei Altenlingen wurde das 2. Bataillon der King´s Shropshire Light Infantry betraut. Es wurde um 2.30 Uhr nachts in Marsch gesetzt. Um 5.30 Uhr erreichte es den Kanal in fast lautloser Stille. Ab 6.35 Uhr setzten die Kompanien mit ihren Booten über den Kanal. Trotz des einsetzenden deutschen Abwehrfeuers wurde schnell ein Brückenkopf gebildet und ausgeweitet. Die Pioniere der 17. Field Company begannen mit dem Bau einer Brücke mit neun Tonnen Tragkraft über den Kanal, die bis 10.30 Uhr fertiggestellt war. Um die deutschen Truppen von dieser Aktion abzulenken, hatten die Briten am frühen Morgen heftiges Artilleriefeuer auf den Süden von Lingen gerichtet. Zur Vorbereitung auf den Ausbruch aus dem Brückenkopf am Kanal und des weiteren Angriffs gegen Lingen wurde der Artilleriebeschuss später auf die nördlichen Stadtgebiete beiderseits des Kanals verlegt.[20]
Durch den raschen Vorstoß der Briten und die Sprengung der Kanalbrücken waren viele deutsche Soldaten zwischen Ems und Kanal abgeschnitten. Nur auf großen Umwegen konnten sie auf das östliche Kanalufer gelangen. Um die Ponton-Brücke bei Altenlingen abzusichern, stießen die 2. und 3. Infanterie-Kompanie (unter Captain Liddell), unterstützt durch die 2. Panzerkompanie der Coldstream Guards, nach Süden in das Gebiet zwischen Ems und Kanal vor, um es von deutschen Soldaten zu säubern. Aufgrund falscher Karten und Luftbildauswertung nahmen die Briten an, dass es sich bei der Gebäudeansammlung in Reuschberge um eine Kläranlage mit Rieselfeldern handele. Doch die weitgehend leeren Kasernen wurden von den Infanteristen bald besetzt. Die Panzer der Coldstream Guards konnten den Angriff allerdings nur von außen unterstützen, da ihnen durch den Mühlenbach der Weg versperrt war. Die vorhandene kleine Brücke war für die Panzer zu schwach.
Bei den Kämpfen zwischen Kanal und Ems fielen über fünfzig deutsche Soldaten, 137 gerieten in Gefangenschaft. Viele von ihnen gehörten zu den Truppen von Hauptmann Schewe. In den Materialhallen und Waffenkammern der Kasernen fanden die Briten umfangreiche Bestände an Ausrüstungsgegenständen und Waffen, die nicht an die kämpfenden Truppen ausgegeben worden waren und den Verteidigern von Lingen fehlten. Gegen Abend erreichten die Coldstream Guards die Ostseite der zerstörten Emsbrücke und konnten mit ihren auf der anderen Seite liegenden Kameraden von den Scots-Guards Kontakt aufnehmen. [21] Bereits am folgenden Tag wurde von britischen Pioniereinheiten eine Ersatzbrücke über die Ems gebaut.
Die Entwicklung im Norden der Stadt war Hauptmann Schewe weitgehend verborgen geblieben. Die Einnahme der Wachendorfer Brücke hatte man ihm nicht gemeldet. Am Dienstag (3. April) ging um 23.00 Uhr auf dem Stadthaus am Marktplatz beim Kampfkommandanten der Befehl des II. Fallschirmjäger-Korps ein, ihm seien alle in Lingen vorhandenen Truppen einschließlich des 3. Bataillons Brandenburg unterstellt. Ein Feinddurchbruch sei unter allen Umständen zu verhindern. Bei starkem Feinddruck könne die Kampflinie an den Kanal zurückgenommen werden. Doch sei diese Linie bis zum letzten Mann zu halten. Hauptmann Schewe hielt sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Stadthaus auf. Der Kampfkommandant informierte ihn über den von General Eugen Meindl (1892-1951) erteilten Befehl und eröffnete ihm gleichzeitig, er, Schewe, sei nun Kampfkommandant in Lingen. Er selbst sei von der Heeresgruppe zu anderweitiger Verwendung abberufen worden. Die vom bisherigen Kampfkommandanten angegebene Begründung war sicher vorgeschoben. Es ist anzunehmen, dass er sich vor dem drohenden Gefecht ins Hinterland absetzen wollte.[22]
Am frühen Morgen des folgenden Tages, am 4. April, wurde Schewe von der Flaksicherung darüber benachrichtigt, dass der Feind den Kanal bei Altenlingen überschritten habe. Rasch eingesetzte Spähtrupps bestätigten den Brückenschlag. Schewe schickte ein Jagdkommando nach Norden, um den Brückenkopf abzuriegeln, und befahl der 11. Kompanie, zwischen Ems und Kanal nach Norden anzugreifen. Beide Aktionen blieben erfolglos; das Panzer- und Artilleriefeuer, das die Briten vor ihre Stellungen gelegt hatten, war zu stark. Das Jagdkommando wurde völlig vernichtet. Die 11. Kompanie traf auf die angreifenden Coldstream-Guards und ging ebenfalls verloren.[23] Ohne dass Schewe offensichtlich daran beteiligt war, hatte auch die deutsche Luftwaffe mit zwei Messerschmidtjägern den Bau der Brücke über den Kanal zu vereiteln gesucht. Es entwickelte sich ein Luftgefecht mit englischen Spitfires, in dessen Zusammenhang wohl auch die Fabrikgebäude der Firma Papier und Holz in Brand gerieten.[24]
Während das Bataillon der King´s Shropshires ab 6.30 Uhr den Kanal überquerte, traf gegen 7 Uhr nach einer langen Nachtfahrt ohne Abendessen das nächste für den Angriff gegen Lingen vorgesehene Bataillon der 185. Brigade ein, das 2. Bataillon des Royal Warwickshire Regiments, Warwicks genannt. Nach einem kurzen Frühstück setzte das Bataillon mit Sturmbooten über den Kanal und formierte sich ab 9.00 Uhr. Unterstützt von der eigenen Artillerie begannen die beiden führenden Kompanien ab 10.15 Uhr mit dem Angriff gegen die Stadt von Norden her. Sie stießen durch die Reihen der King´s Shropshires und kamen schnell voran. Wie der Regimentschronik zu entnehmen ist, gelang es den Warwicks wohl schon bald, einige wichtige Offiziere von Schewes Truppen gefangen zu nehmen. Der Chronist berichtet: Wir müssen schon bald direkt in das Hauptquartier des gegnerischen Bataillons gekommen sein. Unter der ersten Gruppe von Gefangenen war der Kommandeur, sein Adjutant, der Nachrichtenoffizier und der Arzt des Bataillons.[25]
Bei den hier erwähnten Soldaten, die den Warwicks in die Hände gefallen waren, dürfte es sich um Teile des Stoßtrupps handeln, den Schewe aus schnell zusammengerafften Meldern, Kradfahrern und seinem Gefechtsstandspersonal gebildet und in den Norden der Stadt geführt hatte, um den Vormarsch der britischen Truppen aufzuhalten.[26] Hauptmann Schewe geriet dabei aber nicht in Gefangenschaft, sondern kehrte zu seinem Gefechtsstand zurück. Er kapitulierte erst am 5. April um die Mittagszeit. Sein Gefechtsstand befand sich im Süden der Stadt im Hause Klukkert an der Kreuzung Bernd-Rosemeyer-Straße – Lookenstraße (heute der Neubau der Bundesagentur für Arbeit).[27] Weiter wird ausdrücklich erwähnt, dass ein Leutnant von der A-Kompanie der Warwicks zu einer intakten Kanalbrücke vorgestoßen sei und diese zwei Tage lang trotz feindlicher Artillerie- und Luftangriffe mit seinen Männern gesichert habe. Es kann sich dabei nur um die Friedhofsbrücke an der Weidestraße gehandelt haben, denn diese war bei der Sprengung lediglich geringfügig beschädigt worden.[28]
Die Warwicks, die wohl hauptsächlich in den nördlichen Außenbezirken bis zu den Kleinbahngleisen im Bereich des späteren Nordrings, vielleicht auch noch weiter südlich kämpften, machten am 4. April 170 Gefangene. Ihre Verluste betrugen drei Tote und fünf Verwundete.[29]
Am späten Vormittag kam als nächste britische Einheit das 1. Royal Norfolk Bataillon zum Einsatz.[30] Es formierte sich im Bereich Straßengabelung Meppener Straße – Altenlingener Weg und stieß durch die Reihen der Warwicks hindurch in die Innenstadt vor. Gegen Mittag hatten die Norfolks den ersten Feindkontakt. Sie dürften es gewesen sein, die um die Mittagszeit das Krankenhaus besetzten[31] und von dort zum Marktplatz vorstießen.
Den Vormarsch der Norfolks eröffneten die A- und die B-Kompanie. Als sie im Bereich Wilhelmstraße – Weidestraße auseinander schwenkten, stießen die C- und die D-Kompanie in die sich öffnende Lücke nach. Die B-Kompanie kam am schnellsten voran und erreichte bald ihr Ziel, den Getreidesilo am Alten Hafen. Hinter ihr sickerten aber wieder deutsche Stoßtrupps in das besetzte Gebiet, so dass sie eine Zeit lang von den anderen Kompanien abgeschnitten war.
Die übrigen drei Kompanien mussten sich im Straßenkampf von Haus zu Haus durch die Stadt vorarbeiten. Nachdem sie den Marktplatz überquert hatten und über die Lookenstraße immer näher an den Gefechtsstand kamen, trafen sie auf den härtesten Widerstand. In der Regimentschronik der Norfolks heißt es: Es war kein leichter Kampf, da der Feind aus den Kellern schießen konnte und plötzlich an den oberen Fenstern auftauchte, um auf dich zu schießen. Man brauchte Augen nach allen Seiten, um die Feinde zu bemerken, bevor sie eine Gelegenheit hatten, dich zu treffen.[32]
Der Vormarsch der Briten wurde außerdem dadurch empfindlich gestört, dass die deutschen Soldaten mit Stoßtrupps immer wieder in bereits freigekämpfte Häuser zurückkehrten und aus ihnen erneut das Feuer eröffneten. Als nachteilig erwies sich auch, dass die Norfolks wegen der zu geringen Tragkraft der Brücke in Altenlingen keine gepanzerten Fahrzeuge mit Flammenwerfern zur Verfügung hatten. Die Regimentschronik berichtet: Wir hätten viel gegeben für einen Zug Flammenwerferpanzer. Unglücklicherweise hatten wir nur ein einfaches Flammenwerfer-Fahrzeug im Einsatz. Es stand unter dem Kommando von Sergeant Langford, der gute Arbeit leistete und uns aus vielen brenzligen Situationen rettete. … Nachdem wir den Marktplatz überquert hatten, trafen wir auf sehr heftigen Widerstand. Major Dye, der Kommandeur der C-Kompanie, wurde getroffen und es war dank des schnellen Einsatzes dieses einen und einzigen vorhandenen Flammenwerferfahrzeugs möglich, dass er gerettet werden konnte, obwohl er direkt vor der Mündung eines schweren Maschinengewehrs der Deutschen lag.[33]
Gegen 18.00 Uhr hatten die Norfolks die ihnen vorgegebenen Ziele erreicht und die Lage unter Kontrolle. Mehrere Häuser brannten. Gegen 20.00 Uhr rückte als Verstärkung ein weiteres Bataillon der 3. Division in die Stellungen der Norfolks nach, das 2. Bataillon Lincolnshire Regiment, die Lincolns genannt. Sie machten auch einige Fortschritte. Doch als es dunkel wurde, brachen sie den Kampf ab, da ihnen das Gelände nicht vertraut war.[34]
Über den Vormarsch der Norfolks in Lingen und die Härte des Kampfes in den Straßen jenseits des Marktplatzes berichtet der Soldat Ken Wilby von der D-Kompanie in seinen Erinnerungen:
Als wir in der Stadt angekommen waren, ging es wieder im Haus um Haus-Kampf vorwärts. Und das erste Haus, in das wir eindrangen, war das Haus eines Arztes. Der Arzt war darin und seine Tochter, etwa 19 Jahre alt. Sie hatten sich im Keller versteckt. Die Tochter rannte aus dem Haus, sobald sie bemerkte, daß wir Engländer waren. Sie rannte auf mich zu, warf ihre Arme um mich, küßte mich und hieß mich willkommen. Der Grund war, daß sie mehr vor ihren eigenen Truppen als vor uns Angst hatte. Offenbar war sie von ihren Landsleuten schlecht behandelt worden.
Dann fuhren wir mit der Durchsuchung der Häuser fort. Als wir mit einer Straße fertig waren und zurückkehrten, eröffneten deutsche Soldaten, die wir übersehen hatten, das Feuer. Aber wir fanden bald heraus, wo sie waren, nämlich in einem Keller. Von dort schossen sie durch ein kleines Loch, etwa einen Fuß hoch über dem Gehsteig. Wir feuerten zurück und riefen ihnen zu, sich zu ergeben, weil ihre Lage aussichtslos war, aber sie wollten nicht. Also riefen wir den Flammenwerfer, welcher herbei kam und auf die Deutschen im Keller feuerte – daraufhin kamen sie heraus und ergaben sich alle. Sie waren ein mitleiderregender Anblick: ihre Gesichter waren schwarz, die Haut löste sich ab. Ich hatte ein Stück Mitleid mit ihnen, für einen Moment.
Etwas gab es, was mir immer im Gedächtnis bleibt. Ich weiß nicht mehr genau, wo es war, ich glaube, es war in einer Bäckerei. Darin war ein junger Deutscher, der immer wieder Handgranaten durch ein Loch in der Mauer warf. Ich sah mich um und ich konnte nur eine Stelle sehen, wo er entkommen konnte und das war eine schmale Straße an der linken Seite. Noch einmal brachte ich mein Maschinen-Gewehr in Stellung, wo ich dachte, daß er herauskommen würde und wirklich, er tat genau das, was ich vermutet hatte. Jedenfalls schoß ich nach ihm, er war nur einige Yards entfernt und ich kann sagen, er war nur ein junger Kerl, etwa 15 Jahre alt. ... Ich schoß eine weitere Salve auf ihn. Der Punkt, auf den ich hinaus will, ist der: Wenn ich die zweite Salve nicht auf ihn geschossen hätte, würde er heute noch am Leben sein.[35]
Aus der Sicht der deutschen Truppen war der 4. April durch mehrfache Gegenangriffe gekennzeichnet, die trotz starker Verluste den britischen Vormarsch letztlich nicht aufhalten konnten. Nur ein Teil der zwischen Ems und Kanal liegenden deutschen Truppen konnte der Aufforderung Hauptmann Schewes folgen und sich über den Kanal in das Zentrum der Stadt zurückziehen. Sie wurden in Stoßtrupps umgegliedert und zu Gegenstößen eingesetzt. Ihre Kampfkraft war jedoch nur gering, da sie nicht mehr genügend Munition hatten und die schweren Waffen der 12. Kompanie verloren gegangen waren. Gegen Nachmittag wurde der Gefechtsstand von den Engländern fast überrannt, ohne dass sie ihn erkannten. Ein Gegenstoß drängte die Briten vorübergehend bis zum Marktplatz zurück. Gleichzeitig ging in Laxten der Bataillons-Tross verloren. Er war mitten in die feindliche Linie gefahren. Gegen Abend richtete sich der Gefechtsstand, zu dem sich einzelne Gruppen durchschlagen konnten, zur Rundumverteidigung ein. Auf dem Verbandsplatz im Keller eines Nachbarhauses – es war das bisherige Kriegsgefangenenlazarett in der „Hüttenplatzschule“ – lagen etwa 150 Verwundete. In der Nacht gelang es Schewe, durch seinen Ordonanzoffizier Verbindung mit der Heeresgruppe aufzunehmen. Er bat um Verstärkung oder um die Erlaubnis, mit den Resten des Bataillons nach Süden auszubrechen. Die Antwort war: Lingen ist zu halten, kein Soldat verläßt die Stadt.[36]
Die Briten waren überrascht über den starken Widerstand, auf den sie in Lingen stießen. Sie hatten vier Bataillone eingesetzt – und dennoch war es bis zum Abend nicht gelungen, die Stadt zu erobern. Auf Wunsch der gegen Abend angreifenden Lincolns wurden über Nacht zwei Züge Sherman-Panzer sowie Flammenwerferpanzer, die so genannten Crocodiles, nach Lingen verlegt und am anderen Morgen an den Brennpunkten des Widerstands im Süden der Stadt eingesetzt. Innerhalb einer Stunde war der Kampf entschieden.[37] Die Warwicks und die Lincolns erlitten dabei trotz der Panzerunterstützung schwere Verluste. Die acht Gefallenen dieser beiden Einheiten fanden vor dem Wohnhaus der Kokenmühle ihr vorläufiges Feldgrab.[38]
Hauptmann Schewe erlebte den Angriff der britischen Truppen am Vormittag des 5. April folgendermaßen:
Inzwischen griff der Gegner wieder an und es gelang ihm, einige Stützpunkte zu überrennen. Er setzte sich in den Häusern gegenüber dem Bataillons-Gefechtsstand fest und trotz Gegenwehr mit Panzerfäusten und Handgranaten verstärkte er sich immer mehr. Die Munition auf dem Gefechtsstand war verschossen, wir hatten noch drei Panzerfäuste. Jetzt rollten englische Panzer aus Richtung Marktplatz kommend die Straße herunter. Vorne 2 Sherman, gefolgt von einem Flamm-Panzer, und dann wieder zwei Sherman, daneben englische Infanterie. ... Der Versuch mit den beiden letzten Panzerfäusten einen Panzer abzuschießen, mißlang. Eine Panzerfaust versagte und mit der letzten konnte nicht mehr in Stellung gegangen werden. Der Bataillons-Gefechtsstand war eingeschlossen. Der Flammpanzer stand vor der Haustür, ein Panzer war vor den Seiteneingang des Grundstücks gefahren und die englischen Soldaten waren in das Haus eingedrungen. Ausweichen war nicht mehr möglich und zum Kämpfen fehlte die Munition. Auf dem Gefechtsstand befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch ca. 12 Mann. Es blieb nur der Weg in die Gefangenschaft. Es war 12.05 Uhr.[39]
Im Laufe des Nachmittags beseitigten die britischen Truppen die letzten Widerstandsnester deutscher Truppen im Süden der Stadt. Die Zivilisten, die sich in den „Zuckerhut“-Bunker geflüchtet hatten, wurden gegen 14.00 Uhr von englischen Soldaten durch die Stadt zum katholischen Gesellenvereinshaus neben dem Krankenhaus und zum Finanzamt in Sicherheit gebracht.[40] Im Bereich der Schwedenschanze stießen britische Truppen bis fast in den Bereich der heutigen Kiesbergstraße vor, zogen sich aber gegen Abend wieder zur Bahnlinie zurück.[41] Auch Teile der Rheiner Straße scheinen am Donnerstag, den 5. April, schon besetzt worden zu sein.[42] Über den Kanal wurde an der Lindenstraße eine Pontonbrücke gebaut, über die ab dem 6. April Truppenverstärkungen und Nachschub der Briten geführt wurden.
Unabhängig von den Kämpfen im Süden der Stadt und dem Ende des 3. Bataillons Brandenburg unter Hauptmann Schewe kam es am Nachmittag des 5. April noch einmal zu einem Gegenstoß deutscher Truppen, die östlich von Lingen lagen. Es war geplant, dass Einheiten der 7. Fallschirmjägerdivision nach Lohne vorstoßen sollten, um dort die britischen Truppen zu binden und den weiteren Vormarsch auf Lingen zu verhindern. Gleichzeitig sollten die in Freren angekommene Sturmgeschützkompanie 20 unter Führung von Oberleutnant Peiper und zwei Kompanien der 15. Panzergrenadier-Division, die zwischen Lingen und Rheine stand, den britischen Brückenkopf in Lingen abriegeln. Durch die militärische Entwicklung im Laufe des 4. April war der Plan jedoch überholt. Zur Ausführung kam nur der Gegenstoß der Sturmgeschützkompanie, die längs der Frerener Straße nach Lingen vorrückte. Bereits beim Anmarsch fuhren sich drei der Panzer im sumpfigen Wiesengelände fest. Die anderen vier fuhren über den Brockhauser Weg zum Kleinbahngelände, um von dort in die Stadt vorzudringen.[43]
Lehrer Lühle, der im Haus Parkstraße 5 wohnte, berichtete später über diesen Angriff:
Im Laufe des Vormittags hören wir Motorengebrumm. Ein Ausblick belehrt uns, daß vier deutsche Panzer vom Kleinbahnhof her in das Gelände zwischen Mühlenstiege und Parkstraße vordringen. Der erste steht 50 m von uns entfernt in der kleinen, dem Krankenhaus eigenen Wiese. Er ist in den feuchten Boden eingesunken und bemüht sich vergebens, durchzukommen. Der zweite Panzer kommt heran, um Hilfe zu leisten. Die Besatzung ist ausgestiegen. Ein Panzerschütze, die Maschinenpistole schußbereit in den Händen, tritt zu uns an den Kellereingang. Ich mache ihn darauf aufmerksam, daß der englische Posten von der Wilhelmstraße das Gelände einsehen kann. Er meint: „Wir werden den Tommy über den Kanal zurückwerfen. In der kommenden Nacht wird es dann einen netten Artilleriezauber geben.“
Es erscheint uns ratsam, das Haus zu räumen. Gerade sind wir reisefertig, da setzt schon der Kampf ein. Englische Panzer sind jenseits des Mühlenbaches unter den Bäumen des Böhmerhofes aufgefahren und überschütten die überraschte Panzermannschaft mit ihrem Feuer. Wir flüchten zurück in den Keller. Nach kurzem Kampf tritt vollständige Ruhe ein. Ich luge hinaus. Die deutschen Panzer stehen verlassen da.
Sieben deutsche Soldaten fanden bei diesem gescheiterten Gegenstoß ihr Leben. Die übrigen Panzer-Grenadiere zogen sich zwischen 15.00 und 16.00 Uhr an der Josefskirche in Laxten vorbei nach Freren zurück.[44]
Am Abend des 5. April war Lingen bis zur Bahnlinie, teilweise sogar darüber hinaus, fest in der Hand britischer Truppen. Für den Morgen des 6. April war der Vormarsch auf den Ausfallstraßen Richtung Osten geplant. Da bei den Kämpfen in der Stadt bislang die 185. Brigade der 3. Infanterie-Division die Hauptlast getragen hatte, kamen nun die Einheiten der 9. Brigade zum Einsatz, und zusätzlich die beiden Brigaden der Guards Armoured Division.
Voraussetzung für den Vormarsch auf breiter Linie war jedoch die Einnahme des östlichen Stadtgebiets jenseits der Bahnlinie und die Besetzung Laxtens, denn dort hatten sich vor allem im Bereich der Georgstraße und bei der Straßenkreuzung an deren Ende deutsche Truppen festgesetzt. Mit dieser Aufgabe wurden die Royal Ulster Rifles von der 9. Brigade betraut.
Der Angriffsplan sah folgendermaßen aus: Aufgabe der C-Kompanie war es, über die Ludwigstraße zur Kreuzung vorzustoßen und diese zu besetzen, um dadurch den deutschen Kräften den Rückzug abzuschneiden. Anschließend sollte die A-Kompanie über die Georgstraße vorrücken, die Häuser durchkämmen und die gegnerischen Truppen vor die Waffen der C-Kompanie drücken. Die D-Kompanie hatte den Auftrag, durch die A-Kompanie durchzustoßen und unter nördlicher Umgehung der Kreuzung die Front bis an den östlichen Ortsrand von Laxten auszuweiten. Die B-Kompanie schließlich sollte die rechte Flanke absichern und das Strootgebiet freikämpfen.
Doch der Plan ließ sich nur unter großen Schwierigkeiten und mit starker Verzögerung umsetzen. Die C-Kompanie erlitt schwere Verluste, der geplante Einsatz von Sherman-Panzern und Flammenwerfer-Panzern brachte wegen des ungünstigen Geländes kaum Vorteile. Statt wie geplant nach ein bis zwei Stunden konnten die Ziele am östlichen Ortsrand erst am späten Nachmittag erreicht werden. In Lingen stauten sich derweil die Fahrzeuge der Guards Armoured Division und anderer für den Vormarsch vorgesehener Verbände.[45]
Doch auch als Laxten besetzt war, ging es nur langsam voran. Die 7. Fallschirmjäger-Division hatte in einem Halbkreis um Lingen Abwehrstellungen bezogen. Diese reichten vom Bülten in Brögbern über Brockhausen und Ramsel bis nach Estringen. Über diese Linie kamen die Briten am 6. April nicht hinaus. Erst in den folgenden Tagen gelang der weitere Vormarsch. Brögbern, Brockhausen, Baccum, Ramsel, Mundersum, Bramsche, Estringen, Darme wurden besetzt. Zum Teil kam es dabei wie in Mundersum und Estringen noch zu heftigen Gefechten, die zahlreiche Todesopfer forderten.[46]
Während in Laxten noch gekämpft wurde, hatte in Lingen am späten Vormittag eine Einheit der britischen Militärregierung unter Major Glassford die Arbeit aufgenommen und versuchte das Leben in der Stadt wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Die ersten Verordnungen, wie eine Ausgangssperre, wurden erlassen, personelle Entscheidungen vorbereitet.[47]
Die im Raum Lingen kämpfenden deutschen Truppen haben, was vorauszusehen war, den Vormarsch der Briten nicht aufhalten können, sie haben ihn nur um zwei bis drei Tage verzögert, doch um welchen Preis!
In Lingen fanden 118 deutsche Soldaten und 27 Zivilpersonen den Tod. Weitere 124 Wehrmachtsangehörige fielen im Landkreis Lingen. Ungezählt sind die Verwundeten, die die Lazarette füllten.
Viele Häuser erlitten Dach- und Giebelschäden. Zahllose Fensterscheiben gingen zu Bruch. Etwa dreißig Häuser wurden durch Artilleriebeschuss oder Flammenwerfereinsatz völlig zerstört, darunter Baudenkmäler wie das Drostenamtshaus an der Ecke Lookenstraße/Marienstraße oder die alte Apotheke an der Elisabethstraße. Viele Straßen waren stark beschädigt, mit einer Ausnahme alle wichtigen Brücken gesprengt. Die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser funktionierte nicht mehr.[48]
Wie haben nun die Bewohner von Lingen, die Menschen die hier lebten oder auch leben mussten, das Kriegsende empfunden? Wie haben sie diese Tage erlebt?
Viele, ja wahrscheinlich die meisten, erlebten das Kriegsende nicht in Lingen. Sie waren mit ihren Angehörigen zu Verwandten oder Bekannten in die umliegenden Orte geflohen, um vor den Kampfhandlungen geschützt zu sein. Doch nicht alle fanden dort Ruhe und Sicherheit. Mancher musste erleben, wie er schutzlos in die Kämpfe hineingezogen wurde. Nur wer nach Biene, Holthausen oder Neuholthausen geflüchtet war, bekam wenig von den Kämpfen mit. In allen Gemeinden im Osten Lingens und vor allem in Altenlingen wurde zum Teil heftig gekämpft.
Fast überall fanden auch Zivilisten den Tod, wie ein Bericht über Grumsmühlen zeigt. Ein Zeitzeuge erinnert sich: Meine Frau ging Ostern [1945] mit ihren Eltern nach Grumsmühlen auf den Hof Hinken. Als einige Tage später die Engländer da waren, wurde der Hof beschossen. Meine Schwiegereltern banden im Stall die Kühe los, weil schon ab und zu in der Nähe des Hauses eine Granate eingeschlagen war. Da wurde ein Junge von einem Granatsplitter getroffen. Den hat mein Schwiegervater auf den Arm genommen und wollte ihn in das Haus in Sicherheit bringen. Bei dieser Gelegenheit schlug wieder eine Granate ein und mein Schwiegervater wurde am ganzen Körper von Splittern getroffen. Die Tommies auf dem Hof haben ihn verbunden und auf einen Wagen geladen, um ihn nach Lingen ins Krankenhaus zu bringen. Unterwegs wurde er in Laxten in einem großen weißen Zelt noch einmal verbunden und dann nach Lingen ins Krankenhaus gebracht. Dort ist er am 8. April wegen seines großen Blutverlustes gestorben.[49]
Nicht wenige Einwohner waren in der Stadt geblieben, da sie sich in ihren festen Häusern oder Kellern mehr Sicherheit versprachen. Die meisten von ihnen sahen sich dann doch gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Teils war der Artilleriebeschuss zu heftig, teils wurden sie von den Engländern aus dem Bereich der Kämpfe evakuiert und in Schutzräumen konzentriert. Solche Sammelstellen waren zum Beispiel verschiedene Höfe in Altenlingen, der Böhmerhof, die Kirchen, das Gesellenvereinshaus an der Baccumer Straße oder das Finanzamt.
Fast alle fanden nach der Rückkehr ihre Häuser oder Wohnungen verwüstet oder geplündert vor. Nicht immer waren es englische oder deutsche Soldaten, entlassene ausländische Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter gewesen, in vielen Fällen hatten sich auch Einheimische und Nachbarn Hab und Gut ihrer Mitbürger angeeignet.
Führende Nazifunktionäre wie Landrat Paul Wege (* 1899) oder Kreisleiter Walter Brummerloh (1910-1979) flohen aus der Stadt, nicht um sich auf dem Land von der Front überrollen zu lassen, sondern um sich abzusetzen und im weiter entfernten Hinterland auf die von Hitler versprochene Wende zum Endsieg zu warten. Sie stahlen sich aus der Verantwortung und wollten das Desaster, das sie und ihre Führer angerichtet hatten, nicht wahrhaben. Für sie wie für die unbelehrbaren eifrigen Parteigenossen der NSDAP war das Kriegsende ein Tag der Enttäuschung. Und mancher brauchte noch Wochen, um sich der Realität zu stellen, wie etwa jener Parteigenosse aus Lingen, der einige Tage nach der Besetzung Lingens durch die Engländer auf die ironischen Fragen eines Bekannten trotzig betonte: Und ich halte dem Führer doch die Treue![50]
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, was über den stellvertretenden Bürgermeister Georg van der Brelie berichtet wird. Er soll, wie sich eine zuverlässige Zeitzeugin[51] erinnert, in den letzten Kriegstagen mehrfach einen General, der auf dem Böhmerhof seinen Gefechtsstand hatte, aufgesucht und gebeten haben, die Stadt kampflos zu räumen und nicht zu verteidigen. Es dürfte sich dabei um General Wolfgang Erdmann (1898-1946), den Kommandeur der 7. Fallschirmjäger-Division, gehandelt haben. Als van der Brelie gewarnt wurde, dass der General und seine Soldaten ihn bei einer erneuten Vorsprache festsetzen lassen wollten, gab er seine Bemühungen auf. Er flüchtete vor dem Eintreffen der Briten ebenfalls aus der Stadt, kehrte aber am 9. Mai nach Lingen zurück, wo er von der Militärregierung seines Amtes enthoben wurde.[52]
Aus der Stadt floh bei Kriegsende auch der Fabrikant Georg Albers, der in den letzten Kriegsmonaten im St. Bonifatius-Hospital den zum Militär eingezogenen Geschäftsführer Franz Lindhaus vertreten hatte. Er verschwand aus Lingen allerdings nicht, weil er ein führender Nazi war, sondern im Gegenteil, weil er sich vor den Nationalsozialisten fürchtete. Wie er in seinem Geschäftsbericht für das Kuratorium des St. Bonifatius-Hospitals Ende Juli 1945 erwähnt, war es ihm beim Frontübergang nicht möglich, dem Krankenhaus zur Seite zu stehen. Er berichtet: Leider konnte ich in diesen Tagen wegen eines üblen Aprilscherzes, der meine Person betraf und fast den ganzen Kreis beschäftigt hat, nicht in der Stadt bleiben, da es mich sonst den Kragen hätte kosten können. Man erzählte sich von Mund zu Mund allen Ernstes, ich habe mich entschlossen, Stadtkommandant von Lingen zu werden, die Stadt ohne Handstreich dem Feinde zu übergeben, vorher aber noch persönlich den Herrn Landrat als das schlimmste Hindernis aus dem Weg zu räumen. Ich faßte das Ganze als einen üblen Aprilscherz einer mir nicht gewogenen Clique auf und mußte wohl oder übel rechtzeitig aus der Stadt verschwinden, bis die Gefahr vorüber war.[53]
Wie Georg Albers, so erlebte noch manch anderer Lingener das Kriegsende als Befreiung von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, etwa Sozialdemokraten und Gewerkschafter wie Wilhelm Engelke oder Heinrich Melcher, die nach dem 20. Juli 1944 längere Zeit inhaftiert gewesen waren, wie überhaupt all diejenigen, die offen oder heimlich gegen das NS-Regime eingestellt waren, oder die Jugendlichen, die sich aus dem Wehrertüchtigungslager in Freren oder in Wildeshausen nach Hause abgesetzt hatten oder dort erst gar nicht erschienen waren, weil ihre Eltern sie rechtzeitig versteckt hatten.[54]
Ein Tag der Befreiung war das Kriegsende sicher auch für die mehr als 1000 ausländischen Zwangarbeiter und Kriegsgefangenen, die in den Lagern am Telgenkamp, an der Waldstraße oder an der Rheiner Straße auf das Vorrücken der Briten warteten.[55]
Die meisten Lingener waren ganz einfach froh, dass sie den Artilleriebeschuss an den Kampftagen und die Gefechte zwischen deutschen und englischen Soldaten heil überstanden hatten, dass Fliegeralarm und Luftangriffe aufhörten, dass der Krieg zu Ende war. Man verspürte zunächst einmal eine große Erleichterung, wie sich eine ältere Frau aus Lingen erinnert: Man hatte alles lebendig überstanden, der Druck war weg; man musste vor den Nazis keine Angst mehr haben.[56]
So war das Kriegsende nicht für alle das Gleiche: Es war für manche ein Tag der Enttäuschung über den Verlust der Macht, für andere ein Tag der Angst vor den fremden Truppen oder ein Tag des Verlustes von Angehörigen, für Viele aber war es ein Tag der Befreiung von den Schrecken des Krieges und dem Unrecht der NS-Diktatur.
Quellenverzeichnis:
[1] Zum Vormarsch des XXX. Korps bis Nordhorn vgl.: Ronald Gill/John Groves, Club Route in Europe. The Story of the XXX. Corps in the European Campaign, Hannover 1946, S. 167-170.
[2] Zu wichtigen Aspekten der Ausstellung vgl.: Andreas Eyinck, Das Kriegsende 1945 im Raum Lingen. Fotos, Dokumente, Filmszenen. Videodokumentation. Hrsg. im Auftrag der Stadt Lingen durch das Emslandmuseum Lingen, Meppen 1995 (18.00 Min.).
[3] Ludwig Remling (Hrsg.), Das Kriegsende 1945 im Raum Lingen (Materialien zur Lingener Geschichte, Bd. 3), Lingen 1996 (weiterhin Remling, Kriegsende).
[4] John Lincoln, Thank God and the Infantry. From D-Day to VE-Day with the 1st Battalion The Royal Norfolk Regiment, Stroud 1994; Patrick Delaforce, Monty´s Iron Sides from the Normandy Beaches to Bremen with the 3rd Division, Stroud 1995; Norman Scarfe, Assault Division. A History of the 3rd Division from the Invasion of Normandy to the Surrender of Germany, London 1947 (neue Ausgabe 2004). – Der im Jahre 2002 erschienene biographisch gefärbte Roman „Der Mühlensteig“ von Kurt Chappuzeau kann allerdings nicht als historische Quelle gelten. Wie der Autor dem Verfasser versicherte, sind gerade im Abschnitt über den Durchzug der Front Anfang April 1945 und die ersten Tage danach eine Reihe von Details eingefügt, die sich nicht in Lingen, sondern andernorts ereignet haben.
[5] Günter Wegmann, Das Kriegsende zwischen Ems und Weser 1945, Osnabrück 1982, S. 74-85; Volker Kozok, Die Kämpfe im Raum Lingen beim Durchzug der Front Anfang April 1945, in: Remling, Kriegsende (wie Anm. 3), S. 19-72.
[6] Vgl. ausführlich: Kozok (wie Anm. 5), S. 30-33. Dass der Brückenkopf erst gegen Mittag aufgegeben wurde, steht ausdrücklich bei: The Earl of Rosse/E.R. Hill, The Story oft the Guards Armoured Division, London 1956, S. 232; und: Wegmann (wie Anm. 5), S. 74.
[7] David Erskine, The Scots Guards 1919-1955, London 1956, S. 43; und: L.F. Ellis, Welsh Guards at War, Aldershot 1946, S. 277.
[8] 25 Jahre Heimatverein Schepsdorf. Aus der Geschichte des Dorfes. Hrsg. vom Heimatverein Schepsdorf, Lingen 2014, S. 199-202.
[9] Kozok (wie Anm. 5), S. 28-29.
[10] Vgl. ausführlich: Kozok (wie Anm. 5), S. 33-37.
[11] Ludwig Remling, Lingen bei Kriegsende und in den ersten Wochen der Besatzungszeit, in: Remling, Kriegsende (wie Anm. 3), 73-103, S. 101 Anm. 4 (weiterhin Remling, Lingen bei Kriegsende).
[12] Kozok (wie Anm. 5), S. 37.
[13] Michael Howard/John Sparrow, The Coldstream Guards 1920-1946, London 1951, S. 363; Rosse/Hill (wie Anm. 6), S. 234.
[14] Vgl.: Kozok (wie Anm. 5), S. 39-42; J. Pereira, A Distant Drum, Aldershot 1948, S. 162-165, 197-198.
[15] Kozok (wie Anm. 5), S. 70 Anm. 40. Zur Zahl der Toten an der Wachendorfer Brücke vgl. auch: Stadtarchiv Lingen (künftig StdA Lingen): Bericht von Frau Maria Fleming aus Lingen (Januar 1995) und Bericht der Geschwister Anna und Johanna Schulte aus Lingen-Wachendorf (Februar 1995).
[16] StdA Lingen: Bericht von Herrn Josef Pott aus Lingen-Wachendorf (Februar 1995) und Bericht von Herrn Hermann Korves aus Lingen-Altenlingen (Februar 1995).
[17] StdA Lingen: Bericht von Herrn Heinrich Lüßling aus Lingen (Januar 1995).
[18] Pereira (wie Anm. 14), S. 164; Manfred Fickers, Aus englischen Regimentschroniken, in: Remling, Kriegsende (wie Anm. 3), 139-174, S. 149.
[19] Kozok (wie Anm. 5), S. 42; Rosse/Hill (wie Anm. 6), S. 235.
[20] Scarfe (wie Anm. 4), S. 235-237; Delaforce (wie Anm. 4), S. 175-176; Kozok (wie Anm. 5), S. 45-46.
[21] Howard/Sparrow (wie Anm. 13), S. 364; Rosse/Hill (wie Anm. 6), S. 237; Erskine (wie Anm. 7), 433-434; Kozok (wie Anm. 5), S. 45-46.
[22] Ebd. S. 43-45.
[23] Ludwig Remling, Zeitzeugenberichte zum Kriegsende 1945 in Lingen, in: Remling, Kriegsende (wie Anm. 3), 204-257, S. 208-209 (weiterhin Remling, Zeitzeugenberichte); Helmuth Spaeter, Die Geschichte des Panzerkorps Großdeutschland, Duisburg 1958, S. 500-502.
[24] Scarfe (wie Anm. 4), S. 237; Delaforce (wie 4), S. 176; StdA Lingen: Bericht von Frau Wilma Liefting aus Lingen (März 2000).
[25] Scarfe (wie Anm. 4), S. 237; Marcus Cunliffe, History of the Royal Warwickshire Regiment 1919-1955, London 1956, S. 156-157.
[26] Kozok (wie Anm. 5), S. 48; Spaeter (wie Anm. 23), S. 501.
[27] Kozok (wie Anm. 5), S. 71, Anm. 50; Remling, Zeitzeugenberichte (wie Anm. 23), S. 210-211.
[28] Ebd., S. 214-215.
[29] Scarfe (wie Anm. 4), S. 237; Cunliffe (wie Anm. 25), S. 157.
[30] Zum Folgenden vgl. ausführlich: Lincoln (wie Anm. 4), S. 177-183; Humphry M. Wilson, History 1st Bn. Royal Norfolk Reg. during the World War 1939-1945, Norwich 1947, S. 50-51.
[31] StdA Lingen: Dep. Nr. 5 (St. Bonifatius Hospital), Nr. 84. Bericht über die Kriegs- und Nachkriegsjahre 1939-1945 von Oberin Schw. Salamana: Am 4.4. mittags Eroberung des westlichen Teils der Stadt mit dem Krankenhaus.
[32] Lincoln (wie Anm. 4), S. 180-181.
[33] Ebd., S. 179-180; Wilson (wie Anm. 30), S. 51.
[34] Scarfe (wie Anm. 4), S. 238; C. Gates/J.A.A. Griffin, The History of the Tenth Foot, Aldershot 1953, S. 257-258.
[35] Lincoln (wie Anm. 4), S. 181-182.
[36] Remling, Zeitzeugenberichte (wie Anm. 23), S. 209-210; Kozok (wie Anm. 5), S. 49-50; Spaeter (wie Anm. 23), S. 501.
[37] Scarfe (wie Anm. 4), S. 238; Gates/Griffin (wie Anm. 34), S. 258; Delaforce (wie Anm. 4), S. 177-178; Remling, Zeitzeugenberichte (wie Anm. 23), S. 209-210; Kozok (wie Anm. 5), S. 49-50.
[38] StdA Lingen: Bericht von Herrn Hermann Nickel aus Lingen (Mai 1995).
[39] Remling, Zeitzeugenberichte (wie Anm. 23), S. 211.
[40] StdA Lingen: Bericht von Frau Luise Baun, geb. Seemann, aus Lingen (April 1998).
[41] Ebd.: Bericht von Herrn Franz Dallherm aus Lingen-Laxten (März 1995).
[42] Remling, Zeitzeugenberichte (wie Anm. 23), S. 232-233.
[43] Kozok (wie Anm. 5), S. 51-53.
[44] Josef Lühle, Der Panzerkampf in Lingen, in: Lesebogen für die Schulen des Kreises Lingen/Ems, Heft VII (Aus der Geschichte unserer Heimat), Lingen 1953, S. 346-347.
[45] 2nd Battalion Royal Ulster Rifles, in: Quis Separabit. The Regimental Journal of the Royal Ulster Rifles, Vol. XIII (November 1945), S. 176-180.
[46] Kozok (wie Anm. 5), S. 62; StdA Lingen: Chronik der Schule zu Mundersum (Y 289); Reinhard Bojer, Sag mir, wo die Gräber sind … , Darme 2002, S. 291-301; Gates/Griffin (wie Anm. 34), S. 258; Cunliffe (wie Anm. 25), S. 158-159.
[47] Rainer Schulze, Besatzung und Militärregierung – Lingen 1945 aus britischer Sicht, in: Remling, Kriegsende (wie Anm. 3), 104-138, S. 105.
[48] Remling, Lingen bei Kriegsende (wie Anm. 11), S. 92-93.
[49] Ebd., S. 91-92.
[50] StdA Lingen: Bericht von Herrn Bernhard Neuhaus Lingen (Februar 1996).
[51] StdA Lingen: Bericht von Frau Theresia Böhmer aus Lingen (März 1995).
[52] Remling, Lingen bei Kriegsende (wie Anm. 11), S. 96.
[53] StdA Lingen: Dep. Nr. 5 (St. Bonifatius Hospital), Nr. 8.
[54] Remling, Lingen bei Kriegsende (wie Anm. 11), S. 82; StdA Lingen: Bericht von Herrn Günter Lobenberg aus Lingen (Februar 1996).
[55] Vgl.: Ludwig Remling, Zwangsarbeit im Raum Lingen während des Zweiten Weltkriegs, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes, Bd. 48/2002, Sögel 2001, 331-372, S. 369-370.
[56] StdA Lingen: Bericht von Frau Margaretha Webering aus Lingen (Februar 1995).
Entnommen aus: Emsländische Geschichte, Band 22, S. 186-211.