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Archivalie - Juli 2014

Jochem Hamann – Der Mann hinter den Puppen
Jochem Hamann, Anfang der 50er Jahre

„Das Singen ist des Kaspers Lust, drum singt er auch aus voller Brust, der Ka…has…per! Er singt bei Tag und Nacht, jawoll, er singt in Dur und singt in Moll, er singt ganz einfach wundervoll, der Ka…has…per!“

Mit diesen Worten stellt sich der Lingener Kasper in dem Theaterstück „Die Teufelswette“ seinem Publikum vor. Der Mann hinter dem Kasper war der Puppenspieler Jochem Hamann, dessen Geburtstag sich am 19. Juli zum hundertsten Mal jährt.

1914 als Hans-Joachim Hamann in Berlin-Neukölln geboren, besuchte er zunächst die Berliner Kunst- und Kunstgewerbeschule Reimann, absolvierte dann aber eine Lehre zum Kaufmann. 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und tourte mit einer eigenen Kabarettgruppe zur Truppenbetreuung durch Norwegen. 1944 geriet er für 15 Monate in englische Kriegsgefangenschaft. Bereits 1946 kreierte er gemeinsam mit seiner Frau Valerie Leander die ersten Puppen aus Pappmaché und schrieb die ersten Stücke. Ein Jahr später machte er sich selbständig – „Hamanns Puppenspiele“ waren geboren.

Als erstes Stück feierte „Das alte Puppenspiel vom Doktor Faust“ am 30. März 1948 im Festsaal der Postschule seine Premiere. Eine Premiere war es auch für den Lingener Kasper, der hier seinen Einstand gab und auch in den folgenden Stücken eine tragende Rolle spielen sollte. So wirbt er in „Der falsche König“ um die Hand der Prinzessin, die sich partout weigert, den reichen Prinzen Fridolin zu heiraten. In „Kasper, Rakete und Raubritter“ reist er – frei nach der Lingener Machurius-Sage – durch die Zeit und führt ein Bauernheer gegen den bösen Ritter Machurius.

Weitere seiner zahlreichen Stücke waren das anlässlich des Weltspartages 1959 aufgeführte „Pfennige erfüllen Wünsche“ oder das Weihnachtsspiel „Die Falle“. Aber auch für das erwachsene Publikum schrieb er, so etwa 1958 „Der Korb“, basierend auf dem „Krämerkorb“ von Hans Sachs.

Mit dem Spiel „Der Verkehrsteufel“ begann 1952 Hamanns Engagement in der Verkehrserziehung. Neben Kasper und dem Verkehrsteufel traten auch der Schutzmann, der Verkehrstod, Gretel, die Hexe und die Großmutter – von Kasper liebevoll „Omalilulileinchen“ genannt – auf. Es folgten die Spiele „Teufel am Wege“ und „3:0 für Kasper“. Sie entstanden in enger Abstimmung mit der Polizei, machten Hamanns Puppenspiele überregional bekannt und den Verkehrskasper zu einem regelmäßigen Gast an zahlreichen Schulen. Begleitet wurden Hamann und sein Kasper bald nicht nur von einem echten Polizisten, sie fuhren die Schulen auch in einem Dienstwagen der Polizei an.

Auch jenseits des Puppenspiels war Hamann aktiv. In den 1960er Jahren ließ er sich zum Volksschullehrer ausbilden und unterrichtete an der Overbergschule, der Matthias-Claudius-Schule und der Damaschkeschule. Außerdem wirkte er als beratendes Mitglied im Verkehrsausschuss der Stadt mit und war bis zu seinem frühen Tode Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Lingen. Jochem Hamann starb am 8. März 1977 im Alter von 62 Jahren.

An den Puppenspieler und seinen „Lingener Kasper“ erinnert das Christophorus-Werk Lingen e.V. (Hohenfeldstr. 26, rotes Colibri-Gebäude, erster Stock) mit einer Dauerausstellung.

Quellen und Literatur

  • Stadtarchiv Lingen, Sammlung Hamann, Nr. 1.
  • Stadtarchiv Lingen, Sammlung Hamann, Nr. 4.
  • Stadtarchiv Lingen, Sammlung Hamann, Nr. 9.
  • Müllner, Bruni: Jochem Hamann. Mehr als der „Vater“ des Lingener Kasper, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes 60 (2014), S. 267-274.


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