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Man schrieb das Jahr 1607. Vor nicht einmal zwei Jahren hatte der spanische Feldherr Spinola die Stadt erobert. Da feierte der Stadtkommandant Graf von Solre in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai auf der Burg ein Fest. Einer der Gäste vergaß, beim Zubettgehen sein Licht zu löschen und löste so auf der Lingener Burg ein Feuer aus.
Große Mengen an Schießpulver lagerten dort, und die Bürger mussten von Drost und Richter unter Androhung von Strafe zum Löschen aufgefordert werden. Andere zogen mit dem Stadtpastor auf den Marktplatz, um dort zu beten. Die Bekämpfung des Feuers soll allerdings dadurch behindert worden sein, dass der Stadtkommandant vielmehr darauf bedacht war, sein eigenes Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.
Dann griff das Feuer auf ein Pulvermagazin über, das sich unter dem Haupthaus befand, in dem Kommandant und Drost gemeinsam residierten. Die Explosion brach glücklicherweise nicht zur Stadt hin aus, sondern zur entgegengesetzten Seite. Schwere Steinbrocken flogen über den Stadtgraben hinaus. Einige Helfer wurden von der Wucht der Explosion mitgerissen, und man fand sie später teils tot, teils noch lebendig schrecklich verstümmelt im Graben und auf dem Wall außerhalb des Burg. Etwa 26 vornehme Bürger fanden so ihren Tod, außerdem Offiziere und zahlreiche Soldaten.
In einem nahegelegenen Turm war Schießpulver eingelagert. Ihm rieß die Explosion ein Fenster weg, eines der Pulverfässer hatte bereits Feuer gefangen. Doch das Fass konnte rechtzeitig gelöscht und eine größere Katastrophe so verhindert werden. „Der Graf von Solre hat mit seiner gewöhnlichen Tüchtigkeit beim Anblick der Gefahr durch Versprechungen einige Soldaten aufgemuntert, sich in den Turm hineinzuwagen und das schwelende Feuer zu löschen“, so berichtete der Pastor später.
Erst nach drei Stunden konnte der Brand um vier Uhr morgens gelöscht werden. Über hundert Opfer soll er gefordert haben. Unter den Toten waren auch der Richter Wolter Volbier und der Bürgermeister Johan Hane. Das Haupthaus der Burg wurde völlig zerstört, allein der Giebel blieb stehen. Kommandant und Drost hatten damit ihre Wohnung verloren und quartierten sich in der Stadt ein, nämlich in die Häuser des verstorbenen Richters und des verstorbenen Bürgermeisters. Auch in der Stadt waren zahlreiche Gebäude beschädigt worden. Die Dächer fast aller Bürgerhäuser trugen Schäden davon. Rathaus, Kirche und Schule benötigten neue Fenster. Auch die Soldatenunterkünfte mussten wiedererrichtet werden. Das dafür benötigte Holz und Stroh beschaffte sich der Kommandant in den nächsten Monaten – zum Teil auch mit Waffengewalt.
Es war nicht der erste Brand in Lingen und sollte auch nicht der letzte sein. Bereits 1548 hatte eine Feuer weite Teile der Stadt vernichtet, unter anderem war das damalige Rathaus den Flammen zum Opfer gefallen. Auch 1650 brannte es in Lingen: die Häuser von Meister Cordt Kilian Wilkens und Johann Haren wurden zerstört. 1711 brannte das Wohnhaus der Frau von Dompselaers ab. Eine besondere Feuergefahr ging von Brauhäusern aus. 1720 entstand ein Brand im Brauhaus Lemmers, das jedoch schnell wieder gelöscht werden konnte. 1736 wurde auch das Armenhaus vom Feuer heimgesucht. Eine Feuersbrunst offenbar größeren Ausmaßes brach 1778 in der Stadt aus.
Wenn es erst einmal brannte, war die Gefahr groß, dass sich das Feuer ausbreitete. Im 18. Jahrhundert hatten die meisten Häuser der Stadt unter ihren Ziegelpfannen noch immer Strohdocken. Die Häuser waren oftmals so eng gebaut, dass Bett und Brotschrank nahe am Feuerherd standen. Und auch Torf und Holz lagerten oft nicht weit von Herd und Schornstein.
Der Turm mit dem Pulverlager, in dem es 1607 beinahe eine zweite Explosion gegeben hätte, dürfte der heute sogenannte Pulverturm sein. Seine Fundamente sind bis heute erhalten geblieben. 1961 bauten die Kivelinge den Pulverturm neu auf.
Quellen und Literatur