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Lingen legte in den 1950er und 1960er Jahren eine bedeutende Entwicklung zurück. Doch schon bald drohte der Aufwärtstrend gestoppt zu werden. Lingen besaß praktisch keine Möglichkeiten mehr, neue Wohn- und Gewerbegebiete auszuzeichnen, und Industriegebiete schon gar nicht. Die Stadt war schlicht zu klein. Lingen war nicht allein mit diesem Problem.
1965 veranlasste das Land Niedersachsen die Gründung der sogenannte Weber-Kommisison, um Vorschläge für eine niedersächsische Gebiets- und Verwaltungsreform zu erarbeiten, und die kam zu dem Schluss, dass es ohne Eingemeindungen nicht ginge. Laut Landesraumordnungsprogramm sollte Lingen zudem zu einem Schwerpunktort im Emsland ausgebaut werden.
Ein erster vorsichtiger Schritt in diese Richtung war die Arbeitsgemeinschaft Lingen–Umland. Im Februar 1968 gegründet, kamen hier Vertreter der verschiedenen Gemeinden regelmäßig zusammen. Die Einstufung Lingens als Bundesausbauort zwei Monate später schuf einen zusätzlichen Anreiz zum Zusammenschluss.
Lingen konnte nun erhebliche Fördergelder abrufen, hatte für Förderprojekte aber überhaupt keinen Platz. Die umliegenden Gemeinden hatten den Platz, konnten aber natürlich die Gelder nicht abrufen.
Im August 1968 verhandelten die Verwaltungsausschüsse von Darme und Lingen erstmals über einen Zusammenschluss. Auf Darmer Seite reagierte man zunächst zögerlich. Man wollte erst die Kommunalwahlen im September abwarten. Im November wurden die Gespräche fortgesetzt, und nun berichtete erstmals auch die Tagespost. Beide Gemeinden bildeten je eine Fünferkommission, die intensiv an einem Vertragstext arbeiteten.
In Darme sah man durchaus die Vorteile eines Zusammenschlusses, doch fürchtete man auch, übervorteilt zu werden, und beharrte auf Rückversicherungen. Aller anfänglichen Bedenken zum Trotz stimmte der Gemeinderat Darme am 26. Februar 1969 dem Vertrag einstimmig zu. Einen Tag später gab auch der Lingener Stadtrat in feierlicher Sitzung geschlossen seine Zustimmung. Bürgermeister Klukkert trug bei dieser Gelegenheit erstmals seine Bürgermeisterkette.
Noch während der Verhandlungen mit Darme trat Lingen im November 1968 in erste vorsichtige Gespräche mit Laxten. Auch hier verhandelten zwei Fünferkommissionen miteinander. Laxten bildete mit Brockhausen seit 1965 eine Samtgemeinde. Entsprechend wollte auch der Brockhausener Bürgermeister Klaas nicht außenvorstehen: „Kinder, da nehmt uns doch mit“.
In der Bevölkerung wurde die Frage indes heftig diskutiert. Eine breite Front gegen den Zusammenschluss gab es – anders als bei früheren Grenzänderungen – jedoch nicht. Unterstützt wurden die Initiativen insbesondere von den Arbeitern des Ausbesserungswerkes, die auf den Erhalt ihrer Stellen hoffen. Der Brockhausener Rat entschied sich am 10. März 1969, der Laxtener drei Tage später einhellig für den Zusammenschluss. Am 17. März folgte eine gemeinsame feierliche Sitzung der Räte von Lingen, Darme, Laxten und Brockhausen. In Anwesenheit von Regierungspräsident Suermann stimmte nun auch der Lingener Rat dem Zusammenschluss mit Laxten und Brockhausen zu.
In den Verträgen kam die Stadt ihren Vertragspartnern weit entgegen. Um den neuen Lingener Bürgerinnen und Bürgern einen fließenden Übergang zu ermöglichen, sollte der organisatorische Zusammenschluss in einer vergleichsweise langen Übergangsfrist von zehn Jahren erfolgen. So lange sollten die Gemeinderäte als Ortsräte erhalten bleiben. Sie behielten bestimmte Entscheidungskompetenzen, und die Ortsverwaltungen – eine für Darme, eine für Laxten und Brockhausen – wurden von der Stadt Lingen mit entsprechenden Finanzmitteln ausgestattet.
Darüber hinaus verpflichtete sich Lingen gegenüber Darme unter anderem zum Bau einer Schwimmhalle, eines Freibades und eines Gebäudes für die geplante Hauptschule. Auch sollte man bei der Schaffung eines Ortszentrums helfen. Zudem sicherte Lingen zu, Overbergschule und Laxtener Volksschule zu einer Hauptschule auszubauen, ein Freibad, einen Sportplatz und eine Gymnastikhalle zu errichten und nicht zuletzt eine Grundschule im Gauerbach zu realisieren.
Im November 1969 stimmte der Niedersächsische Landtag dem freiwilligen Zusammenschluss zu, und so konnte er am 1. Januar 1970 in Kraft treten. Durch die Vereinigung mit dem industriell geprägten Darme und der Wohngemeinde Laxten hat sich das Lingener Stadtgebiet etwa verdreifacht. Die Einwohnerzahl stieg von 27.500 auf 33.000.
Bis zur regulären Neuwahl wurde ein Interimsrat eingesetzt, bestehend aus den Mitgliedern des Stadtrates und der Ortsräte. Bürgermeister Klukkerts Stellvertreter wurden damit der Darmer Bürgermeister Wilming und der Laxtener Bürgermeister Storm. Der sichtlich gewachsene Stadtrat trat am 9. Januar 1970 konstituierend zusammen und tagte bis zu den Kommunalwahlen am 15. März.
Auf den Zusammenschluss folgte der erhoffte Entwicklungsschub. Neue Arbeitsplätze entstanden, und die Einwohnerzahlen stiegen. Bereits im September 1969 siedelte sich in Darme der Chemiekonzern Monsanto an, 1972 dann das Elektrostahlwerk Benteler. Der Wohnpark Gauerbach wurde mehrfach erweitert. Lingen hielt die gemachten Zusagen ein. Lediglich im Einzelfall wurden sie einvernehmlich abgewandelt. So wurde etwa anstelle des Laxtener Freibades der Dieksee zum Badesee ausgebaut.
Die Erfahrungen mit den Ortsräten indes waren so gut, dass bei der Eingliederung der übrigen sieben Gemeinden 1974 ähnliche Verträge abgeschlossen wurden und auf die geplante Abschaffung nach zehn Jahren verzichtet wurde. Auch Bürgermeisterin Ramelow zog 1995 eine positive Bilanz: „Keiner wäre heute ohne den anderen das, was er ist!“
Quellen und Literatur