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Eine der schillerndsten Gestalten der Lingener Geschichte ist der Prediger und Theologe Henricus Pontanus. Am 29. Dezember 1652 in Burgsteinfurt geboren, verbrachte er dort seine ersten Jugendjahre, besuchte die Lateinschule und wechselte schließlich auf das Steinfurter Gymnasium Arnoldinum. Danach nahm er an der Universität Groningen das Studium der Philosophie und der Literatur auf. Im Alter von gerade 22 Jahren trat er in der niederländischen Stadt Meppel die Stelle des Predigers und Rektors an und erwarb sich dort bald den Ruf eines begabten Kanzelredners.
Schließlich erhielt er vom oranischen Prinzen Wilhelm III. den Auftrag, das reformierte Kirchenwesen in der Grafschaft Lingen zu reorganisieren. Tatsächlich verfolgten die Oranier eine Politik der schrittweisen Einführung der Reformation. 1678 arbeitete Pontanus für die Grafschaft eine – gegenüber der katholischen Religion durchaus repressive – Kirchenordnung aus und gründete die Classis Lingensis, die reformierte Lingener Synode, in der er bis 1699 regelmäßig als Präses fungierte.
Ein Schlüssel zur Reformation lag im Schulwesen, konnten die Schüler so doch schon in jungen Jahren an die reformierte Lehre gebunden werden. Anfang 1680 gründete Pontanus auf dem später sogenannten Universitätsplatz eine Lateinschule („Latynse Schole“), in der bis zu 70 Schüler unterrichtet wurden. Mit dem Plan, für auswärtige Schüler ein Seminargebäude zu errichten, ging Pontanus überregional auf Spendenfang und konnte selbst den Prinzen zu einer Spende von 148 Gulden überzeugen.
1684 heiratete Henricus Pontanus Helena Gesina Wolfzen, die aber schon nach dreijähriger Ehe starb. 1691 verband er sich in zweiter Ehe mit Maria Gertruida Rosenboom aus Den Haag, die ihm nach vierjähriger Ehe einen Sohn Fritz schenkte.
Bald zeigte sich, dass die erhoffte reformatorische Wirkung der Schule auf katholische Schüler ausblieb, da diese später gewöhnlich auf katholische Universitäten wechselten. Daher strebte Pontanus bereits seit 1689 die Gründung einer Hohen Schule an.
Gute Kontakte zur Stadt Lingen konnten der Sache nur förderlich sein. Diese sah sich 1690 in der Bedrängnis, dem Offizial Dr. Boelen eine Schuld von 3000 Reichstalern zu erstatten. In dieser Situation erwies sich „der ehrwürdige hochgelehrte Herr Henricus Pontanus, Hirte und Lehrer der Gemeinde allhier“ gegenüber der Stadt als „sehr behilflich“ und gewährte ihr einen Kredit in der erforderlichen Höhe. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt ihm gegenüber zu einem jährlichen Zins von 120 Reichtalern.
Inzwischen zum Professor ernannt, begann Pontanus 1693 im Auftrag Wilhelms III. mit der Errichtung der Hohen Schule. Die Statuten entwarf er nach dem Vorbild seiner eigenen einstigen Schule, dem Arnoldinum. 1697 war es schließlich soweit. Das „Publicq Gymnasium Academicum“ wurde gegründet, und in der fundierenden Urkunde betonte Wilhelm von Oranien noch einmal, welchem Zweck die Schule diene, nämlich der „Fortsetzung des angefangenen Werks der Reformation“. Vier protestantische Professoren sollte es geben für Theologie, Recht, Medizin/Philosophie und Philologie. Wegen personeller Schwierigkeiten verzögerte sich die Aufnahme der Lehrtätigkeit jedoch bis auf das nächste Jahr. Die Medizinprofessur konnte gar erst 1707 besetzt werden. Pontanus selbst übernahm die Theologie und wurde zugleich erster Rector magnificus. Als sich zur Erstimmatrikulation 15 Studenten einfanden, war er noch der einzige Dozent.
Im Jahre 1700 folgte Pontanus einem Ruf als Theologieprofessor an die Universität Utrecht. Dennoch beaufsichtigte er in Lingen weiterhin als Kurator das Schulwesen und blieb auch für die Classis Lingensis aktiv. So verbrachte er weiterhin jedes Jahr einige Wochen in Lingen.
1702 wurde die Grafschaft Lingen preußisch. König Friedrich I. konnte jedoch von Thomas Ernst Danckelmann und Pontanus davon überzeugt werden, die starke holländische Ausrichtung der Hohen Schule weiterhin zu dulden. Dank der Intervention Pontanus’ richtete Friedrich sogar eine zweite theologische Professur ein. 1713 weilte Pontanus zum letzten Mal in Lingen. Er starb vor 300 Jahren am 15. September 1714 in Utrecht. Eine Leichenrede hatte sich der Professor verbeten.
Die Zinspflicht der Stadt Lingen überlebte ihren Empfänger deutlich. Teils durch Abtretung, teils durch Erbschaft waren die Ansprüche auf den Berliner Geheimen Oberfinanzrat von Bärensprung, den Lingener Kriegs- und Domänenrat Mauve sowie auf die Erben des Zwoller Bürgermeisters Crans übergegangen. Diese übertrugen sie Ende des 18. Jahrhunderts auf die geistliche Güterkasse und die Waisenhauskasse in Lingen. Erst 1839 war der Kredit vollständig getilgt.
Am Tag des offenen Denkmals am 14. September, 14:00 bis 18:00 Uhr, werden sich Ausstellungen in der Kreuzkirche, im TPZ und in der Kunstschule mit der Geschichte rund um den Universitätsplatz auseinandersetzen.
Quellen und Literatur