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Lingen stellt neues Buch zur NS-Zeit vor

„Lingen im Nationalsozialismus“ als wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Stadtgeschichte
Peter Altmeppen, stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses, Stadtkämmerin und Kulturdezernentin Monika Schwegmann, Herausgeber Prof. Dr. Dietmar von Reeken und Oberbürgermeister Dieter Krone präsentieren das Buch

Am vergangenen Freitag wurde im Emslandmuseum das Buch „Lingen im Nationalsozialismus“ vorgestellt. Die Publikation ist ein zentraler Beitrag zur Aufarbeitung der Lingener Stadtgeschichte. Die Stadt hatte den Sammelband im Rahmen des 1050-jährigen Stadtjubiläums realisiert. Herausgeber ist Prof. Dr. Dietmar von Reeken von der Universität Oldenburg, der das Werk gemeinsam mit einem Autorenteam renommierter Historikerinnen und Historiker aus Nordwestdeutschland sowie Startarchivar Dr. Mirko Crabus und seinem Team erarbeitet hat.

In dem 484 Seiten umfassenden Sammelband wird erstmals die Zeit zwischen 1933 und 1945 in Lingen umfassend dargestellt. Die Beiträge beleuchten unter anderem die Gleichschaltung städtischer Institutionen, die Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten sowie die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Stadtgesellschaft. Zwei zusätzliche Kapitel richten den Blick zudem auf die Vor- und Nachgeschichte des Nationalsozialismus in Lingen.

Oberbürgermeister Dieter Krone betonte in seiner Rede die historische Bedeutung der Veröffentlichung: „Mit diesem Werk schließen wir eine lange bestehende Forschungslücke. Die nationalsozialistische Vergangenheit Lingens schien lange Zeit im Schatten der Erinnerung zu liegen – das 1975 zum 1000-jährigen Jubiläum erschienene Stadtbuch ließ diese Zeit gänzlich außen vor. Dass wir uns nun in einem wissenschaftlich fundierten Rahmen mit diesem dunklen Kapitel auseinandersetzen, ist ein wichtiger Schritt für unsere Stadt.“

Die Initiative zur Buchveröffentlichung ging auf einen Impuls des Forums Juden-Christen Altkreis Lingen aus dem Jahr 2017 zurück. „Das Projekt ist ein Meilenstein der Erinnerungskultur in unserer Stadt“, so Krone weiter. „Es ist das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit, intensiver Quellenanalysen und eines breiten gesellschaftlichen Engagements.“

Prof. Dr. von Reeken stellte bei der Veranstaltung den Aufbau und die Entstehungsgeschichte des Buches vor. Die Beiträge des Sammelbandes gliedern sich in drei Themenkomplexe: institutionelle Strukturen, Inklusion und Exklusion sowie die Auswirkungen des Krieges auf das städtische Leben. Dabei berücksichtigten die Autorinnen und Autoren nicht nur Archivmaterial aus Lingen, sondern ordneten ihre Befunde auch in aktuelle geschichtswissenschaftliche Debatten ein, etwa zum Konzept der „Volksgemeinschaft“.

„Das Buch ist keine abschließende Darstellung des Nationalsozialismus in Lingen“, erklärte von Reeken. „Es soll eine Grundlage für weitere Forschung und Diskussion bieten – sowohl im wissenschaftlichen Kontext als auch in der städtischen Öffentlichkeit.“

Das Projekt steht im Zusammenhang mit weiteren Initiativen zur kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, etwa der Diskussion um belastete Straßennamen oder dem Gedenken an die Opfer durch Stolpersteine und Gedenkorte. Oberbürgermeister Krone schloss seine Rede mit einem Appell: „Wer sich mit der Geschichte befasst, kann frühzeitig erkennen, wenn sich gefährliche Tendenzen wiederholen. Das Buch ist nicht nur Erinnerung, sondern auch Mahnung und Auftrag zugleich.“

Das Buch „Lingen im Nationalsozialismus“ ist ab sofort bei der Tourist-Info sowie im Buchhandel erhältlich.



Artikeldatum: 26. März 2025
Fotos v.o.n.u.: Stadt Lingen (Ems), k.A.