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Zeitungschronik – Juni 2024

31. Mai: „Im Rathaussaale war gestern Abend auf Einladung ein kleiner Kreis Interessenten (darunter auch mehrere Bürgervorsteher) versammelt, um über ein neues Projekt einer elektrischen Zentrale auf genossenschaftlicher Grundlage zur Versorgung Lingens zu beraten. Geplant ist die Errichtung eines Drehstromwerkes neuesten Stiles. Herr Ingenieur Schnöing gab nähere Einzelheiten über das Anlagekapital (72.000 G.-M.), über die Rentabilität usw. (…) Die Versammelten (…) waren wohl einstimmig der Ueberzeugung, daß die Elektrizitätsfrage für Lingen noch in diesem Winter gelöst werden müsse, einerlei ob durch Selbsthilfe (Errichtung einer Zentrale auf genossenschaftlicher Grundlage) oder durch ein von der Stadt im Anschluß an eine Überlandzentrale zu erbauendes Elektrizitätswerk. Da die Verhandlungen, welche die Stadt dieserhalb mit verschiedenen Ueberlandzentralen z.Z. pflegt, in Kürze zum Abschluß gelangen sollen, so wurde beschlossen, den Magistrat zu bitten, die Elektrizitätsfrage nach Möglichkeit zu beschleunigen und dem Bürgervorsteher-Kollegium darüber zu berichten.“ (LV)

3. Juni: „Die gestrigen Rennen waren trotz schönen Wetters und schönen Sportes, wie ihn Lingen noch nicht gesehen, nicht so gut wie früher besucht. Lags an den Preisen oder lags an der allgemeinen Geldknappheit oder besser gesagt Geldnot? Wahrscheinlich an der letzteren.“ (LV)

3. Juni: „Gestern nachmittag wurde Graf von Galen, als er zur Bahn fuhr, von Jockeyreitern tätlich angegriffen. Graf von Galen setzte sich energisch zur Wehr und gab den Rowdies mit der umgekehrten Peitsche einige wohlverdiente Hiebe.“ (LV)

5. Juni: „Wer am letzten Sonntag die Festpredigt im Hochamt gehört hat, dem wird bekannt sein, daß in diesem Jahre die gewaltige Zeitspanne von 1200 Jahren verflossen ist, seit dem Tage, an dem der hl. Bonifatius die Donareiche niederlegte. Wir alle kennen ja den geschichtlichen Hintergrund. Es galt, den alten festen Heidenglauben usnerer Vorfahren zu erschüttern. Für die Richtigkeit und Echtheit des Christenglaubens oder vielmehr für die Dummheit und Albernheit des Götterglaubens sollte er auf Drängen der jungen Christen einen schlagenden Beweis erbringen an dem großen Götterbaum, der Donareiche. (…) In diesen geschichtlichen und kulturellen Rahmen baut P. Paul Humpert O.M.J. die dramatische Handlung seines großen Werkes hinein. (…) Die Marianische Jünglingskongregation wird dieses Drama im Juli zur Aufführung bringen. (…) damit das urwüchsige, Natürliche der Handlung in besonderem Maße gewahrt bleibt, wird die Aufführung im Freien stattfinden. Unsere Ems, dieser alte deutsche Strom, (…) soll den Schauplatz der Handlung abgeben.“ (LV)

7. Juni: „Baccum. Nunmehr ist es unserer Gemeinde auch gelungen, den gefallenen Helden des Weltkrieges ein Denkmal zu errichten. Die Herstellungsarbeiten sind soweit gediehen, daß die Einweihung des Kriegerdenkmals voraussichtl. am Sonntag, den 29. Juni erfolgen kann.“ (LW)

12. Juni: „Die gestern Abend bei Nave abgehaltene Versammlung von Interessenten für ein genossenschaftlich zu gründendes Elektrizitätswerk war sehr gut besucht. Nach kurzer Eröffnungsansprache des Herrn Appelhans referierte Herr Ingenieur Gürth, Osnabrück, über Zweck und Ziel der zu gründenden Genossenschaft. Nach seiner Ansicht seien die bisherigen Projekte zu großzügig gewesen. Das Unternehmen solle jetzt auf genossenschaftlicher Grundlage aufgebaut werden und sei keinesfalls als Konkurrenz des von der Stadt beabsichtigten Projektes aufzufassen. Es gäbe zwei Ausführungsmöglichkeiten. (…) a) Die Errichtung einer eigenen Zentrale (…) oder b) der Anschluß an die nächstliegende Ueberlandzentrale. (…) Sämtliche Anwesenden erklärten durch Aufstehen ihren Beitritt zu der zu gründenden Genossenschaft. Es wurde ein Arbeitsausschuß gewählt.“ (LV)

14. Juni: „Am Pfingstmontag fand vormittags um 11 Uhr im Clubrestaurant (Vaupel) der erste Parteitag der Christl. Sozialen Volksgemeinschaft des Wahlkreises Weser-Ems statt. Zu dieser Tagung waren weit über 120 Delegierte aus dem Wahlkreise und etwa 30 Gäste erschienen.“ (LW)

14. Juni: „Kreistag des Kreises Lingen. (…) Zum Schluß gab der Vorsitzende eine Orientierung über den derzeitigen Stand der Verhandlungen über die Versorgung des Kreises Lingen mit Elektrizität und stellte fest, daß der Wunsch im Kreise immer noch sehr groß ist, möglichst bald Elektrizität zu erhalten.“ (LW)

21. Juni: „Zur Frage der Licht- und Kraftversorgung Lingens. Herr Bürgermeister Gilles hat freundlicherweise einigen Herren des Arbeitsausschusses für die Elektrizitätsinteressenten unserer Stadt weitgehend Auskunft gegeben über das Verhältnis der Stadt zur Emsland G.m.b.H. bezw. Luk-München und vor allem über den augenblicklichen Stand der Licht- und Kraftversorgung unseres Stadtbezirks berichtet. Herr Bürgermeister Gilles gab die Versicherung, daß in spätestens drei Wochen durch augenblicklich geführte Verhandlungen die Angelegenheiten endgültig geregelt sein würden. Es sei ferner die Hoffnung wohl nicht von der Hand zu weisen, daß der Kreis Lingen sich mit der Stadt durch die Emsland G.m.b.H. mit Licht und Kraft versorgen lassen würde. Sollten aber die jetzigen Verhandlungen entgegen seiner Erwartung scheitern und auch der Kreis kein Interesse an der Emsland haben, dann würde er sofort bereit sein, die Bestrebungen des Ausschusses zu unterstützen, zumal Herr Direktor Pollmann von der Luk erklärte, daß in diesem Falle seine Gesellschaft kein Interesse an dem Versorgungsmonopol des kleinen stadtbezirks mehr habe und die stadt von den von der Luk im Emslandvertrage gegebenen Verpflichtungen entbinden würde. Mit Rücksicht auf diese Ausführungen beschloß der Ausschuß die Gründung der beabsichtigten Genossenschaft um die bedungenen 3 Wochen hinauszuschieben. Um aber weitere Klärung endlich herbeizuführen, hat der Ausschuß beschlossen, sofort an die Kreisausschußmitglieder heranzutreten mit der dringenden Bitte, auch dort durch einen entgültigen Beschluß die Stellung des Kreises zur Emsland bezw. Luk zu klären.“ (LW)

24. Juni: „Vorgestern Nachmittag trafen hier 37 Ruhrkinder aus Essen ein, welche an Pflegeeltern aus den Gemeinden Lingen, Altenlingen und Brockhausen verteilt wurden. Da sich noch eine Anzahl Landwirte aus der Pfarrgemeinde zur Aufnahme von Ruhrkindern bereit erklärt hat, wird in den nächsten Tagen ein neuer Transport hier eintreffen.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de 



Artikeldatum: 2. June 2024
Fotos v.o.n.u.: © Stadtarchiv Lingen