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Zeitungschronik – Mai 2023

4. Mai: „Generalversammlung des Gemeinnützigen Bauvereins. (…) Der Gründer und bisherige Vorsitzende des Bauvereins, Herr Jos. Kaiser, hat infolge seiner Schwerhörigkeit sein Amt niedergelegt. Die Generalversammlung ernannte ihn in Anerkennung seiner großen Verdienste um den bauverein zum Ehrenvorsitzenden des Vereins.“ (LV)

5. Mai: „Eine vom Frauen-Arbeits-Ausschuß des Ortsvereins Lingen der Deutschen Volkspartei veranstaltete Bismarck-Gedenkfeier verlief in anregender Weise. Die Vorsitzende Frl. Sengstake führte in ihrer Begrüßungsrede aus, wie notwendig es sei, gerade in diesen Tagen (…) den Mut nicht zu verlieren.“ (LW)

8. Mai: „Meuterei im hiesigen Gefängnis. Am Sonntag abend gegen 10 ½ Uhr begann in drei Kojenschlafsäälen der hiesigen Strafanstalt zur gleichen Zeit ein von langer hand vorbereiteter und in den letzten mehrfach geübter Lärm, indem 200 Insassen mit Füßen und Fäusten Fußboden und Wände ihrer Kojenbearbeiteten und dazu ein Geheul anstimmten, daß weithin zu hören war. Absicht war, die wenigen um diese Stunde anwesenden Aufseher herbeizulocken, zu überwältigen  und dann auszubrechen. Wie die Untersuchung (…) ergeben hat, bestand die Absicht, den Strafanstaltsvorsteher und einige andere Beamte über die Klinge springen zu lassen. Dank dem (…) Vorgehen der schnell herbeigeeilten dienstfreien Beamten gelang es im Verein mit unseren städtischen Polizeibeamten, (…) den Aufruhr zu ersticken.“ (LW)

12. Mai: „In den Lehrerwohnungen in Brögbern und Holthausen sowie in der Pfarrwohnung in Bawinkel sind in der vorigen Woche nächtliche Diebstähle vorgekommen. in allen Fällen scheint es sich um Diebe zu handeln, die mit den örtlichen Verhältnissen vertraut waren.“ (LV)

12. Mai: „Nach dem Kriege hat sich die Tollwut über ganz Deutschland in m.o.m. starkem Umfange ausgebreitet. (…) In den zahlreichen neu betroffenen Bezirken kennt die Bevölkerung die großen Gefahren tollwutkranker (…) zu wenig; so war auch im hiesigen Reg.-Bezirk die Tollwut in den letzten 30 Jahren vor Kriegsende nicht aufgetreten. (…) Die im November v.Js. für den hiesigen Bezirk getroffenen umfassenden Maßnahmen haben (vielerorts) Erfolg gehabt. (…) Dagegen ist in den Kreisen Lingen und Bersenbrück die Tollwut seit dem 1. Januar d.J. noch bei 17 Hunden, 2 Katzen und 1 Schwein erneut festgestellt. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich dabei um Hunde unbekannter Herkunft, die frei herumgelaufen sind.(…) Der Schutz der menschlichen Gesundheit und fremden Eigentums verlangt daher rücksichtsloses Töten der freiumherlaufenden Hunde.“ (LV)

19. Mai: „Auf Veranlassung des preußischen Handelsministeriums Berlin hatte der Regierungspräsident von Osnabrück für den 16. d.Mts. die Gesellschafter der Kraftwerk Emsland G.m.b.H. und die Vertreter der benachbarten Kreise und aller interessierten Gemeinden zu einer Besprechung über die Elektrizitätsversorgung des Emslandes in das Rathaus zu Lingen geladen. (…) Anschließend fand im kleineren Kreise noch eine Besprechung weiterer technischer Einzelheiten (…) statt, an welche sich eine Besichtigung des Wehres und der Baustelle bei Hanekenfähr, bezw. des Torfkraftwerkes Hesepe anschloß. Die Teilnehmer gingen mit der Ueberzeugung auseinander, daß bei dem großen von den Behörden gezeigten Interesse nunmehr die Versorgung des Emslandes mit elektrischer Energie gesichert sein dürfte.“ (LW)

19. Mai: „In der Strafsache gegen den Kaufmann Karl Thiele in Lingen wegen Beleidigung hat das Schöffengericht in Lingen (…) für Recht erkannt: Der Angeklagte wird wegen Beleidigung des Bürgermeisters Gilles zu einer Geldstrafe von 100 Mark (…) verurteilt.“ (LW)

19. Mai: „Laxten. (…) Am Feste Christi Himmelfahrt feierte die hiesige Ortsgruppe des kath. Kreuzbündnis, Verein abstinenter Katholiken, ihr 10jähriges Stiftungsfest. (…) Die Feier hat gezeigt, wie schön Feiern verlaufen, auch wenn kein Tropfen Alkohol getrunken wird.“ (LV)

19. Mai: „Holthausen, 17. Mai. Ein Kind wurde von seinen Eltern nach Biene geschickt. (…) Nahe der Stelle, wo ruchlose Hände im letzten Winter das Wegkreuz schändeten, bekommt es plötzlich einen Schlag auf den geöffneten Schirm. Ein zweiter hieb trifft das bein, dabei ertönt der Ruf: ‚Geld heraus!‘ Glücklicherweise verliert der Knabe nicht die Geistesgegenwart und läuft eilig fort. So passiert am letzten Mittwoch. Ein Bild unserer heutigen trostlosen Zeit. Zugleich eine Warnung für die Eltern, Kinder außerhalb des Weichbildes der Stadt oder des Dorfes nie allein zu schicken.“ (LV)

23. Mai: „Die gestrigen Rennen des Emsländischen Rennvereins e.V. wurden trotz des zeitweilig einsetzenden Regens sehr gut besucht, und dürfte der Verein auf seine Kosten gekommen sein. Trotzdem sehr viele Reiter und Pferde anwesend waren, wiesen einzelne Rennen nur eine schwache Besetzung auf, wohl weil das Geläuf durch den anhaltenden Regen der letzten Wochen ziemlich tief geworden war. Am neu errichteten Toto, welcher vorzüglich klappte, herrschte großer Betrieb. Beim nächsten Rennen müssen die dafür bestimmten Räume vergrößert und die Schalterzahl mindestens verdoppelt werden.“ (LV)

24. Mai: „An die Herren Gemeindevorsteher. Vielfache Klagen haben ergeben, daß die von einzelnen Armenverbänden gewährten Unterstützungen offensichtlich unzulänglich sind. ( Sie werden ersucht, dahin zu wirken, daß ausreichende Unterstützungen gegeben werden. (…) Der Landrat. Pantenburg.“ (LW)

26. Mai: „Aus Münster kommt heute die Nachricht, daß die Lehrerin Fräulein Elisabeth Jäger, Lehrerin an der kath. Volksschule, dort unerwartet gestorben ist. Vor den Pfingsttagen ist sie nach Münster gefahren, um an den geistigen Exerzitien teilzunehmen und sich für ihre schwere Berufsarbeit neue Stärkung zu holen. (…) Fräulein Jäger wurde am 26.9.1862 zu Münster i.W. geboren und war seit Herbst 1884 hier in Lingen als Lehrerin tätig. Sie war von der Gründung des Vereins kath. Lehrerinnen für das Emsland bis vor einigen Jahren als 2. Vorsitzende dieses Vereins tätig. Auch wurde sie in Anerkennung ihrer Verdienste im Herbst vorigen Jahres zur Konrektorin ernannt.“ (LV)

30. Mai: „Plenarversammlung der städtischen Kollegien. (…) Wenn auch fast alles in den vorliegenden Haushaltsplänen schon überholt ist und man vielerorts mit dem Gedanken umgeht, überhaupt keine Haushaltpläne mehr aufzustellen, so glaubten die Kollegien doch, (…) von der Durchberatung der Vorlagen nicht Abstand nehmen zu sollen. (…) Auch der Stadtgraben und mit ihm sein oft unerträglicher Geruch kamen wieder zur Sprache. (…) Die Kollegien nahmen mit Bedauern zur Kenntnis von der Verlegung der landwirtschaftlichen Winterschule nach Emsbüren. Herr Bürgermeister Gilles legte dar, daß er alles getan habe, die Schule hier zu behalten. (…) Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Stadt Lingen, die 33% der Kreissteuern zahlt, doch auch gewiß ein großes Anrecht auf die Schule hat.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de 



Artikeldatum: 4. Mai 2023
Fotos v.o.n.u.: © Stadtarchiv Lingen