Die HyIron GmbH (ehemals CO2grab GmbH), und die LSF Energy GmbH haben ihr gemeinsames Forschungsprojekt „Geist“ nach dreijähriger Laufzeit im emsländischen Lingen erfolgreich abgeschlossen. Mit „Geist“ endet ein bundesweit beachtetes Pilotvorhaben, bei dem der Einsatz von Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie erforscht werden sollte.
Zum Hintergrund: Im Gegensatz zur traditionellen Hochofen-Technologie, bei der Kohlenstoff verwendet wird, setzt das Hylron-Verfahren vollständig auf Wasserstoff zur Reduktion von Eisen in einem Drehrohrofen. Dabei entsteht lediglich Wasserdampf anstelle des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2). Das so hergestellte Produkt, genannt „Eisenschwamm“, wird anschließend mit Stahlschrott eingeschmolzen und zu Stahl weiterverarbeitet. Die Verarbeitung des Eisenschwamms wurde im Elektrostahlwerk von BENTELER Steel/Tube in Lingen getestet.
Christian Meyer, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz: „Mit dem Abschluss des Pilotprojektes in Lingen wurde gezeigt, dass eine klimafreundliche und CO2-freie Stahlproduktion Realität werden kann. Der Einsatz von grünem Wasserstoff in der Eisenproduktion markiert einen historischen Wendepunkt für die Stahlindustrie, die bislang zu den größten CO2-Emittenten gehört. Die erprobte Technologie hat das Potential, uns unserem Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft entscheidend näherzubringen. Niedersachsen bleibt damit Vorreiter für nachhaltige Industrieprozesse und die Wasserstoffwirtschaft.“
„Das HyIron-Verfahren hat sich bisher als effizienter und einfach skalierbarer Prozess erwiesen“, bilanziert Dr. Stephan Köhne, Geschäftsführer der TS Elino GmbH, die als Teil dieses Vorhabens für die Entwicklung des Drehrohrofens verantwortlich war.
Die grundlegende und bereits bekannte Technologie, genannt Direktreduktion, basierte bisher auf Erdgas im Schachtofen. Die reine Anwendung von Wasserstoff und somit Dekarbonisierung des Prozesses ist eine Neuheit.
Im Rahmen des Pilotvorhabens wurde der gesamte Prozess der Eisenerzreduktion über die Brikettierung des Eisenschwamms bis hin zur Anwendung in der Industrie erforscht. So wurden beispielsweise verschiedene Methoden der Wasserstoff-Elektrolyse sowie das Zusammenspiel von Wind- und Solarenergie unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen untersucht. Und nicht nur das: Außerdem ist das Reduktionsverhalten von unterschiedlichen Eisenerzquellen genauestens analysiert worden. „Wir sind stolz darauf, gemeinsam mit HyIron einen Beitrag zur grünen Transformation der Stahlindustrie zu leisten. Im Rahmen des Pilotprojekts konnten wir den Einsatz des Eisenschwamms erstmals aus Wasserstoff in unserem Elektrostahlwerk in Lingen testen. Und das erfolgreich: Sobald der grüne Eisenschwamm in ausreichender Menge verfügbar ist, könnte er als alternatives Vormaterial zur Stahlproduktion dienen“, erklärt Thomas Michels, Chief Operating Officer BENTELER Steel/Tube.
„Mit dem Vorhaben in Lingen konnten wir zum einen beweisen, dass der DRI-Prozess mit Wasserstoff möglich ist. Zum anderen haben wir wichtiges Know-how gesammelt, um nun die nächsten Schritte zu gehen“, ergänzt Köhne. Dazu gehört die Inbetriebnahme des Nachfolgeprojekts „Oshivela“ in Namibia im November. In der ersten Phase wird dort eine Produktionskapazität von bis zu 15.000 Tonnen pro Jahr erreicht. Dies ist jedoch nur der Anfang. HyIron plant bereits die zweite und dritte Phase mit Produktionskapazitäten von jährlich 200.000 Tonnen bzw. 2.000.000 Tonnen CO2-freiem Eisen.