2022 erhielt der aus Äthiopien stammende Künstler Robel Temesgen den 25. Lingener Kunstpreis. Er schloss sein Studium 2015 an der Tromsø Academy of Contemporary Art, Universität Tromsø, Norwegen ab, ist seit über zehn Jahren Dozent an der Alle School of Fine Arts und lebt zwischen Oslo und Addis Abeba. Seine Bilder und Arbeiten auf Papier entführen in Räume, die von spiritueller Bedeutung durchdrungen sind. Nach umfangreichen Recherchen in Äthiopien bemüht er sich, durch einen phänomenologischen Ansatz die gelebte Erfahrung von Landschaft im Kontext des äthiopischen Glaubens des Adbar und der damit verbundenen Rituale darzustellen. Im Amharischen bezieht sich der Begriff Adbar auf die Verkörperung von Schutzgeistern in verschiedenen Elementen der natürlichen Landschaft, wie Seen, Bergen, Felsen oder Bäumen. Im Besitz der Kunstsammlung der Stadt Lingen (Ems) befindet sich das Bild mit dem Titel „Eye of an Adbar“ (Auge eines Adbar), in dessen Zentrum ein leuchtendes Element steht, das einem Wesen ähnelt, das vor blauem Hintergrund erscheint. Unter ihm befindet sich ein Strand oder eine Landschaft, die mit zahlreichen schwarzen augenförmigen Farbformen angefüllt ist, eine Metapher für die Gemeinschaft des Adbar oder auch zahlreiche Augen des Adbar.
Das Bild hängt in der Lingener Stadtbibliothek.