1. Jan.: „Plenarsitzung der städtischen Kollegien. (…) Wahl einer Kommission, welche in Gemeinschaft mit dem Magistrat und der Wohnungskommission die Reichsheimstätten an der Haselünner-Straße vergeben soll. (…) Es sind 72 Bewerbungen vorgemerkt, aber nur 47 Parzellen (…) vorhanden. Die Stadt hat sich den Eckplatz des Terrains, welcher zwischen Haselünnerstraße und dem nach Brögbern führenden Wege liegt, für ihre Zwecke reserviert. (…) Beschlußfassung betr. Elektrizitätsversorgung der Stadt. (…) Ueber diesen Punkt entspann sich wiederum eine lebhafte Debatte, welche dazu führte, daß Bürgervorsteher Stuke seine beiden Anträge aus letzter Sitzung (…) zurückzog und zwar zu Gunsten eines vom Bürgervorsteher Rosemeyer gestellten Antrages, daß (…) ein juristisches Gutachten eingeholt wird. Der Antrag Rosemeyer wurde angenommen. Außerdem wurde eine Kommission (…) gewählt, welche inzwischen mit dem Heseper Torfwerk einen Ertrag auf provisorische Strombelieferung vorbereiten soll.“ (LV)
4. Jan.: „Herr Regierungs- und Baurat Heiser, ein Sohn unserer Stadt, der bewährte Sachverständige der Stadt Lingen bei dem Projekt zur Ausnutzung der Wasserkräfte der Ems am Haneken, ist auf den Lehrstuhl für Wasserbau und Wasserkraftwirtschaft an der technischen Hochschule in Dresden berufen worden.“ (LW)
8. Jan.: „Im Dezember vorigen Jahres sind 3 Personen wegen Wucher bestraft. (…) Der Landrat. Pantenburg.“ (LW)
9. Jan.: „Seinen 80. Geburtstag konnte am vergangenen Sonntag Herr Wegemeister a.D. Rietmeyer von hier in voller geistiger und körperlicher Frische begehen. Der Krieger- und Landwehrverein Lingen übermittelte dem Jubilar durch die Herren Ullerich und v.d. Brelie seine Glückwünsche; er ist einer der wenigen noch lebenden Veteranen der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866. Ein weiterer froher Lebensabend soll ihm beschieden sein.“ (LV)
12. Jan.: „Zur Gewährung von Brotbeihilfen für kinderreiche Familien ist uns ein bestimmter Betrag zur Verfügung gestellt worden. Es werden daher wie am 23. bezw. 24.11.1923 an diejenigen Familien, in denen der Vater noch lebt, mit 4 und mehr Kindern, und in denen der Vater nicht mehr lebt, mit 3 und mehr Kindern, Gutscheine zur Brotverbilligung im Werthe von 25 Goldpf. ausgegeben werden. Die Ausgabe derselben erfolgt nur am 14. ds. Mts (…), und zwar nur an Erwachsene. Die hiesigen Bäcker werden ersucht, die Gutscheine in Zahlung zu nehmen u. am Sonnabend, den 19. ds. Mts. bei der Ausgabestelle zwecks Inempfangnahme des Geldes wieder abzuliefern. (…) Der Magistrat. Gilles“ (LW)
16. Jan.: „Die schlechte Finanzlage hat den Staat zu dem verhängnisvollen Schritt gezwungen, einen Behörden- und Beamtenabbau vorzunehmen. Besonders bedauerlich ist, daß auch unser Bildungs- und Schulwesen durch Abbau von Klassen und Schulen bedroht wird. (…) Auch für die Bildungsanstalten unserer Stadt besteht die große Gefahr des Abbaus. (…) Mache es sich jeder klar, was es für die Einwohner Lingens bedeuten würde, wenn sie (…) ihre Kinder (…) für teures Geld nach auswärts schicken [müssten]. Der Elternrat des Gymnasiums Georgianum hat sich deshalb entschlossen, zu Mittwoch, 16. Januar (…) eine allgemeine Eltern- und Interessentenversammlung zu berufen. (…) Vielleicht interessiert es zu erfahren, daß der bei weitem größte Teil der Schüler des Gymansiums sich aus den Kreisen kleiner Landwirte, Unterbeamten, Handwerker und namentlich Arbeitern rekrutiert. Beinahe 20% der Väter sind allein auf der Eisenbahn tätig, während nicht ganz 15% höhere Beamte etc. sind.“ (LV)
15. Jan.: „Notgeld-Einlösung! Wir rufen hierdurch unsere sämtlichen, auf Papiermark lautenden Notgeldscheine zur Einlösung bis einschließlich 31. Januar 1924 auf. (…) Die Handelskammer zu Osnabrück.“ (LW)
15. Jan.: „Hiermit werden die von uns herausgegebenen Gutscheine in den Werten von 1 Million bis 10 Billionen Mark zur Einlösung durch die Eisenbahnkassen aufgerufen, sie verlieren mit Ablauf des 15. Febr. 1924 als Zahlungsmittel ihre Gültigkeit. (…) Münster (Westf.), den 9. Januar 1924. Reichsbahndirektion“ (LW)
16. Jan.: „In der Versammlung des Kreisbauernvereins (wurde) nach sehr erregter Debatte der folgende Antrag einstimmig angenommen (…): Sämtliche Mitglieder sind bei der bisherigen Landkrankenkasse zum 1. Februar 1924 abzumelden (…). Es ist dafür Sorge zu tragen, daß an Stelle der bisherigen Landkrankenkassen Ersatzkassen in Form von Bezirkskrankenkassen (kleinere ländliche Kassen) gebildet werden, am besten kirchspielweise. Der gesetzlichen Pflicht, die Krankenversicheurng sicher zu stellen, wollen sich die Arbeitgeber nicht entziehen.“ (LV)
17. Jan.: „Es ist beabsichtigt, auch hier in Lingen das schönste der Spiele, das Schachspiel zu heben und zu fördern. Alle Interessenten, die dem Schachspiele huldigen, ob Dame oder Herr, ob schon gespielt oder Anfänger, werden eingeladen, sich am Donnerstag, den 17.1.1924 abends 7 ½ Uhr auf der Wilhelmshöhe einzufinden. (…) Wer im Besitze eines Schachspiels ist, bringe es mit.“ (LW)
17. Jan.: „Wir machen die Vogelzüchter und Vogelfreunde von hier darauf aufmerksam, daß sich hier jetzt ein Vogelzuchtverein gebildet hat.“ (LW)
22. Jan.: „Der Verein für volkst[ümliche] Vorträge hat jetzt, nachdem sich die Geldverhältnisse gefestigt haben, seine Tätigkeit wieder aufgenommen.“ (LW)
23. Jan.: „Am Sonntag d. 20. Jan. hielt der hiesige kath. Arbeiter-Verein seine diesjährige stark besuchte ordentliche Generalversammlung ab. (…) In seinem Referate wies der Präses, Herr Studienrat Schwenne, auf die großen Schwierigkeiten hin, im verflossenen Jahre das Vereinswesen im vollen Umfange aufrecht zu erhalten. Schuld daran war die Geldinflation, die niemand härter traf als die durchweg kinderreichen Familien des kath. Arbeiter-Vereins.“ (LV)
26. Jan.: „Infolge der Personalabbau-Verordnung vom 27.10.23 werden bei dem hiesigen Eisenbahn-Werkstätten-Amt am 1.2.24 in den einstweiligen Ruhestand versetzt die Herren: Ingeneur Clabes, Inspektor Delles, Werkmeister Schmidt, Magazinmeister Struck, Obersekretär Bien, Pförtner Strickling, Maschinenmeister Kottrup, Obermaschinist Vollbrecht.“ (LW)
29. Jan.: „Ortskartell Lingen des Deutschen Beamtenbundes. (…) Das Ortskartell Lingen ist empört über die rücksichtslose Anwendung der Personalabbauverordnung, vor allem, weil nichts getan worden ist, um die abgebauten Beamten in andere Berufe zu überführen. (…) Das Ortskartell Lingen erhebt in Anbetracht der völlig unzureichenden Gehälter flammenden Protest gegen die Verelendung großer Teile der Beamtenschaft.“ (LW)
Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de