3. Juli: „Einbruchs-Diebstahl. In der Nacht von gestern zu heute wurde die Scheune des Feuerwehrmanns J. in Holthausen erbrochen und ca. 50 Pfund Roggen gestohlen. Dem energischen Eingreifen der hiesigen Polizei gelang es, die Diebe und den inzwischen schon ‚verschäften‘ Roggen zu ermitteln.“ (LW)
3. Juli: „Nach beendetem Kursus als Polizeihund-Führer ist der Polizeibeamte N. mit dem neuen Polizeihund vor einigen Tagen zurückgekehrt. Hoffentlich trägt das Vorhandensein des Tieres dazu bei, den Spitzbuben schärfer auf die Finger sehen zu können.“ (LW)
3. Juli: „In unser Handelsregister A Nr. 95 ist bei der Firma Kaufhaus Geschwister Eisenstein in Lingen heute folgendes eingetragen worden: Adelheid Eisenstein ist aus der Firma ausgeschieden, eingetreten ist der Kaufmann Jacob Wolff in Lingen. Amtsgericht Lingen, 29.6.1923.“ (LW)
7. Juli: „Diejenigen Wohnungsinhaber, die gewillt sind, freiwillig Teile ihrer Wohnung (möbliert oder unmöbliert) mit Kochgelegenheit zwecks Unterbringung von Ruhrflüchtlingen zur Verfügung zu stellen, wollen dies unserem Wohnungsamte (…) anzeigen. Diese Räume unterliegen bei späterem Freiwerden nicht der Beschlagnahme. (…) Der Magistrat“ (LW)
12. Juli: „Zirkus Gebr. Mark. Zum zweiten Male ging heute, trotz der Wärme, das wirklich sehenswerte Programm vor ausverkauftem Hause vonstatten. (…) Die Direktion hat sich infolge des überaus starken Besuches der beiden Vorstellungen entschlossen, ihr Gastspiel um einen Tag zu verlängern und außer der heute (Donnerstag) abend stattfindenden Gala-Dank-Vorstellung (…) eine Wohltätigkeitsvorstellung zum Abschied geben. Sie will damit ihre Dankbarkeit für die gute Aufnahme in Lingen sichtbar zum Ausdruck bringen.“ (LW)
12. Juli: 100 000 Mark Belohnung! setzen wir für die Wiederbeschaffung eines auf dem Transport nach Lingen – kurz vor der Station Elbergen – abhanden gekommenen kleinen, ganz weißen Hundes aus. (…) Circus Gebr. Mark, z. Zt. Lingen, am Steigerturm.“ (LW)
14. Juli: „Lingen. Von zuständiger Stelle wird uns mitgeteilt: Dem Kreise sind seitens der Regierung 50 Ruhrflüchtlingsfamilien – meist Eisenbahner – zur Unterbringung angewiesen worden. Ehrenpflicht der Kreisbewohner ist es, diese Familien, so gut, wie dies nur eben möglich ist, aufzunehmen und zu bewirten. Jede Gemeinde hat wenigstens eine Familie unterzubringen. (…) Die Leistungen für die Flüchtlinge werden angemessen bezahlt. Die letzte Notverordnung des Herrn Reichspräsidenten ermächtigt die Kreise, dort wo die Flüchlinge nicht freiwillig aufgenommen werden, mit Zwang vorzugehen. (…) Es kann und muß erwartet werden, daß von diesen Zwangsmaßnahmen im hiesigen Kreise kein Gebrauch gemacht zu werden braucht.“ (LW)
17. Juli: „Am 14.06.23, nachts 12 ½ Uhr stand das Wohnhaus des Bürgers Wesselmann in Lengerich plötzlich in Flammen. Als das Brandunglück bemerkt wurde, war das Feuer bereits über das ganze Haus verbreitet. (…) Außer zwei Schweinen konnte nichts gerettet werden. Da die Gefahr bestand, daß das Feuer eine größere Ausdehnung annehmen konnte, wurde die Feuerwehr von Lingen zur Hülfe gerufen.“ (LW)
19. Juli: „An die Bevölkerung des Kreises Lingen richtet die Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnebamten die ergebene Bitte um Aufnahme von Ruhreisenbahnerkinder. (...) Anmeldungen sind zu richten an Werkführer Franz Wichtrup, Lingen, Josef-Kaiserstr. 1" (LW)
21. Juli: „Von Freitag auf Sonnabend voriger Woche wurden beim Schmiedemeister Kron in Schepsdorf Maschinenteile im Werte von mehreren Millionen gestohlen. Das gestohlende Material wurde durch die hiesige Polizei ermittelt und konnte seinem Eigentümer wieder zugeführt werden. Die vor einigen Monaten einem hiesigen Klempnermeister gestohlenen Dachrinnenhaken konnten bei dieser Gelegenheit ebenfalls wieder ans Tageslicht gezogen werden. In beiden Diebstählen war es dieselbe Person. Man hatte sie schon damals in Verdacht, konnte ihr aber erst bei dem heutigen Diebstahl auch den Dachrinnendiebstahl nachweisen. Wir beglückwünschen unsere Polizei zu dem scharfen und erfolgreichen Vorgehen gegen die Langfinger, denen in Lingen hoffentlich bald der Boden unter den Füßen so brennen möge, daß sie den Schauplatz ihrer Tätigkeit von Lingen wegverlegen.“ (LW)
11. Juli: „In den letzten Jahren wurde in verschiedenen Legenden der Kartoffelkrebs festgestellt; es ist dies in der Hauptsache eine Erkankung der Kartoffelknollen, die sich dadurch kennzeichnet, daß an der Knolle mehr oder weniger starke warzenförmige Wucherungen sich bilden. (…) Die Kartoffelanbauer werden im eigenen Interesse gebeten, verdächtige Kartoffelknollen dem Direktor der Landw. Schule vorzulegen“ (LV)
18. Juli: „Das Bürgerschützenfest war, abgesehen von einigen Regenschauern, vom besten Wetter begünstigt. Herr Bürgermeister Gilles gab den Königsschuß ab. Er erwählte Frau Fabrikdirektor O. Kochendorfer zur Könign.“ (LV)
21. Juli: „In der jetzigen zerissenen und verworrenen Zeit, die keine Bande schont und keine Rücksicht kennt, ist es doppelt notwendig und erfreulich, die Zusammengehörigkeit der Familien festzuhalten. (…) In diesem Sinne wurde am 13. Juli dieses Jahres hier in unsrer Vaterstadt Lingen ein schönes Fest der Gemeinschaft gefeiert, der Familientag des alten Geschlechtes der Freiherrn von Dinklage, dessen einzelne Zweige auch durch lange Jahre hindurch zu unsern Mitbürgern zählten. Noch jetzt werden sich manche Leute des alten Freiherrn erinnern, dessen Leutseligkeit allgemein bekannt war.“ (LV)
25. Juli: „Das Lingener Krankenhaus in Not. Bekanntlich haben unter den jetzigen Zeitverhältnissen die charitativen Anstalten den schwierigsten Stand. (…) Das St. Bonifatius-Hospital in Lingen ist nicht mehr im Stande, die Kosten ausschließlich aus den Verpflegungssätzen zu bestreiten. (…) Um den ganzen Bedarf an Koks und Kohle für den Winter zu decken, bedarf es einer Summe von 350 Millionen Mark. Es geht ein dringender Aufruf an die Gesamtbevölkerung von Stadt und Kreis Lingen, daß ein Jeder bei der demnächsten Hauskollekte eine der großen Geldentwertung entsprechende Summe geben möge. (…) Es handelt sich um das Sein oder Nichtsein des Krankenhauses.“ (LV)
Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de