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Archivalie - April 2016

Der Einsturz der Altenlingener Kanalbrücke
Der Lastzug inmitten den Überresten der Altenlingener Kanalbrücke (Stadtarchiv Lingen/Schelm)

Es war vor 65 Jahren. Am 6. April 1951, einem Freitagmorgen, bricht um 4 Uhr in Rühlertwist eine Zugmaschine zur Fahrt in das gut 25 Kilometer entfernte Lingen auf. Das Fahrzeug gehört der Firma Rathjens aus Hamburg-Altona. Auf seinem Tiefladeanhänger transportiert es einen schweren Greifbagger, der in Lingen auf die Bahn verladen werden soll. Sechs Personen begleiten den Lastzug, der insgesamt gut 60 Tonnen wiegt. Ein solcher Schwerlastentransport ist genehmigungspflichtig. Doch das Straßenbauamt in Lingen wird später erklären, der Transport sei ohne sein Wissen durchgeführt worden.

Die Brücke bei Wachendorf ist nicht für 60, sondern nur für 7,5 Tonnen zugelassen. Der Lastzug überquert sie trotzdem – und die Brücke hält. Etwa um 8:50 Uhr erreicht er die Kanalbrücke bei Altenlingen. Die ursprüngliche Kanalbrücke war 1945 von deutschen Soldaten gesprengt worden. Ersetzt wurde sie durch eine sogenannte Bailey-Brücke, eine mit wenig Aufwand errichtete Behelfsbrücke. In zwei unabhängigen, etwa 40 Meter langen Bahnen führt sie über den Dortmund-Ems-Kanal. Freigegeben ist sie für Fahrzeuge bis 40 Tonnen. Besonders in den Nachtstunden wird die Brücke oft von überschweren Wagen befahren. Nur wenige Tage zuvor überquerten schwere britische Panzer sie auf Tiefladern.

Was mit dem Lastzug nun passiert, berichtet später ein Beifahrer: „Als wir vor der Kanalbrücke bei Altenlingen angekommen waren, sprang ich von der Maschine, um diese auf die Brücke einzuweisen, da die Einfahrt für den Fahrer bei der Länge des Schleppzuges und der scharfen Kurve vor der Brücke sehr schwierig ist. Zwei Mitfahrer gingen bereits über die Brücke voraus, während sich auf der Maschine selbst nur noch der Fahrer und ein Mann auf dem Bagger befand. Sie kamen so im Schrittempo auf die Brücke. Als wir uns in der Mitte befanden, bemerkte ich plötzlich, wie die Brücke langsam absackte und die Zugmaschine mit Tieflader und Bagger über die rechte Seite in den Kanal kippte.“
 
Zugmaschine, Anhänger und Bagger stürzen in die Tiefe, kommen jedoch auf der zusammengebrochenen Brücke wieder zum Stehen. So können sich die beiden Insassen ebenfalls in Sicherheit bringen. Keine der beteiligten Personen wird verletzt. Die Brücke aber wird vollständig zerstört, der Kanal ist für jeglichen Schiffsverkehr nicht mehr passierbar und der Straßenverkehr nur noch einspurig auf dem verbleibenden Brückenteil möglich.

Schon bald nach dem Unfall fand sich eine große Zahl von Schaulustigen ein. Nun nahmen auch die Behörden ihre Arbeit auf, um den Kanal wieder für die Schiffahrt freizumachen. Das Wasserstraßenamt Meppen und das Straßenamt Lingen arbeiteten Hand in Hand. Der Einsatz des nächstgelegenen Schwimmkrans erschien allerdings wenig erfolgversprechend. Denn der Kran stand in Meppen und hätte sich dem Unfallort von Norden nähern müssen. Die intakt gebliebene nördliche Fahrbahn stand dem jedoch entgegen. Deshalb orderte man einen 60 Tonnen schweren Kran aus Duisburg, der am Sonntagmorgen in Altenlingen eintraf. Innerhalb von zwölf Stunden beseitigte der Kran die Reste der zerstörten Brücke und die eingebrochenen Fahrzeuge. Am Montagmorgen gegen 11 Uhr war der Kanal wieder frei. Taucher bargen im Laufe des Vormittags die letzten Trümmer aus dem Kanalbett. Um 14 Uhr konnte der Kanal wieder für den Schiffsverkehr freigegeben werden.



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